Vom Manager zum Tauchlehrer

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  • Beitrag zuletzt geändert am:16. April 2020
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Tauchlehrer unter Wasser

Vom Manager zum Tauchlehrer. Was hat mich zu diesem grossen Schritt bewogen? Bereue ich meine Entscheidung? Bin ich heute glücklicher?

Zugegeben – ich hätte niemals erwartet dass ich mich vom Manager zum Tauchlehrer entwickle. Nach einer bodenständigen Berufslehre als Elektroinstallateur habe ich sehr viel Energie, Zeit und auch Geld in meine Karriere gesteckt. Nach einem Studium in Elektronik habe ich gleich noch ein Nachdiplomstudium in Softwareentwicklung angehängt. Danach kamen Weiterbildungen in verschiedenen Bereichen des Managements hinzu.

Der erste Job im Bereich Softwareentwicklung war eher enttäuschend. Die Firma war konservativ und die Strukturen sehr veraltet. Allerdings konnte ich im Rahmen eines Projektes für ein paar Monate nach Thailand und dort eine grosse Industrieanlage in Betrieb nehmen. Das erste Mal habe ich ein südostasiatisches Land kennen gelernt. Thailand hat mich sehr fasziniert und ich habe während meines Aufenthaltes sehr viel über das Land, die Leute und die Kultur gelernt. In mir wurde ein ganz neues Interesse für fremde Länder geweckt.

Der zweite Job war das pure Gegenteil. Eine frisch gegründete, moderne Firma mit einem Produkt, das genau in die Internet Euphorie der 90er Jahre gepasst hat. Die Karriereleiter ging steil nach oben. Grenzen schienen immer höher zu wandern. In kurzer Zeit habe ich im Bereich Management sehr viel lernen müssen und auch schmerzliche Erfahrungen machen müssen.

Vom Manager zum Tauchlehrer: Träumen, planen, verwirklichen. Der grosse Schritt.

Zusammen mit Reni habe ich immer mehr Besitztum und damit auch Ballast und Last angesammelt. Irgendwann wurde uns unser Haus, die Jobs, der ganze Druck und Stress einfach zu viel. Der lange in unseren Köpfen schlummernde Traum vom Reisen und frei sein wurde immer wacher und wir haben uns immer wieder über unsere Möglichkeiten unterhalten. Wir haben diskutiert, geplant, abgewogen und geträumt.

Irgendwann wurden unsere Träume und Ideen immer konkreter. Wir haben begonnen unsere Gedanken in Mind Maps zu erfassen, haben konkrete Reiseziele und Routen erarbeitet und einen Terminplan für die Umsetzung des ganzen Vorhabens erstellt. Schliesslich galt es ein Haus zu verkaufen, unseren Besitztum zu reduzieren, Jobs aufzugeben, Versicherungen aufzulösund und neue abzuschliessen und vieles mehr.

Von der ersten Idee zum Start unserer Reise ist fast ein Jahr vergangen. Diese Zeit brauchten wir aber auch, um uns gewissenhaft auf unseren neuen Lebensabschnitt vorzubereiten. Schliesslich war es ein sehr grosser Schritt für uns. Noch vor dem Start unserer Langzeitreise haben wir die Ausbildung zum Divemaster absolviert. Im Hinterkopf hatten wir die Idee als Tauchlehrer arbeiten zu wollen und unser grösstes Hobby zum Beruf zu machen.

Die grosse Reise und der erste Job als Tauchlehrer

Am 27. Februar 2007 haben wir unserer Reise gestartet. Nach fast einem Jahr reisen durch die Länder Südostasiens, haben wir in Thailand die Ausbildung zum Tauchlehrer absolviert. Willst du mehr über die Ausbildung zum Tauchlehrer erfahren? Dann lies unseren Beitrag: „Wie viel kostet die Ausbildung zum Tauchlehrer?

Nach der Ausbildung haben wir dann ein paar Monate in Thailand gearbeitet und unser erstes Geld mit unseren neuen Jobs verdient. Rasch konnten wir mit unserem Einkommen die Miete für unser kleines Bungalow und den fahrbaren Untersatz bezahlen. Uns erfüllte ein unglaubliches Glücksgefühl. Mit unserem Hobby Tauchen konnten wir unseren Lebensunterhalt finanzieren.

Die Malediven waren schon immer eine unserer Lieblingsdestinationen fürs Tauchen. Nach einem kurzen Email Kontakt hatten wir einen Job als Tauchlehrer auf den Malediven. Das Jahr 2008 haben wir auf der Malediveninsel Kuredu als Tauchlehrer verbracht. Es war eines unserer besten Jahre. Wir haben viel getaucht, Leuten eine phantastische Unterwasserwelt gezeigt und vielen Leuten das Tauchen beigebracht.

Nach einem Jahr hat es uns dann aber weiter gezogen. Wir wollten noch mehr von der Welt sehen. So haben wir uns in Australien einen Geländewagen gekauft und sind so durch ganz Australien gereist. Acht Monate vergingen viel zu schnell und unser gebuchter Rückflug hat uns aus unserer Reisewelt in die Schweiz zurückgebracht.

Rückkehr in die Schweiz. Was nun?

Der Einstieg in das Berufsleben in der Schweiz ist uns erstaunlich gut gelungen. Allerdings haben wir uns rasch gefragt, wieso wir nicht länger gereist sind. In unseren Köpfen starteten sich Fragen zu bilden. Wieso sind wir wieder in die gleiche Tretmühle zurückgekehrt? Was machen wir hier? Wieso arbeiten wir in der Schweiz, eingeschlossen in Wänden, wenn wir auf den Malediven in der Natur arbeiten könnten? Wir haben uns wie Pflanzen gefühlt, die nicht genügend Wasser und Sonne erhalten.

Es gab nur eine Antwort auf all unsere Fragen. Wir wollen wieder als Tauchlehrer arbeiten und die Welt entdecken. Die Arbeit in und mit der Natur und unseren Tauchgästen hat uns so sehr befriedigt, dass wir genau das wieder wollten.

Ich tausche das Büro gegen den Ozean

Von Oktober 2011 bis September 2013 haben wir also wieder auf den Malediven gearbeitet, für den gleichen Arbeitgeber, aber auf der kleineren Insel Komandoo. Wir sind glücklich mit unserer neuen Aufgabe. Das Leben und die Arbeit macht uns sehr viel mehr Spass. Die Lebensqualität ist sehr viel höher als in der Schweiz. Natürlich müssen wir auf den Malediven auch auf einiges verzichten. Wenn man, so wie wir, damit umgehen kann, ist das Leben hier aber sehr unbeschwert und angenehm.

Marcel als Tauchlehrer über Wasser

Wenn ich nun auf unsere Reise-Zeit zurückblicke kann ich mit Bestimmtheit sagen, dass ich unseren Entscheid keinen Moment bereue. Ich bin heute als Tauchlehrer glücklicher denn als Manager, der in seinem schönen Büro sitzt. Der Druck und Stress, dem ich früher ausgesetzt war kenne ich hier nicht. Die Arbeit in und mit der Natur, dem Meer und den Bewohnern Unterwasser ist für mich das Grösste. Zum Glück haben wir den Schritt gewagt und sind aufgebrochen um zu reisen. Ich bereue den Schritt vom Manager zum Tauchlehrer kein bisschen.

Träume nicht dein Leben – Lebe deinen Traum

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. reto

    Wow, Hut ab vor Euch. Viele getrauen sich doch gar nicht diesen Schritt zu machen. Viel mehr wird man in der vom Kapitalismus geprägten Welt mehr und mehr zum Sklaven des Materialismus. Loslassen zu können und alles hinter sich zu lassen benötigt Mut. Ich kann mir sehr gut vorstellen, wenn man den Schrit einmal macht, dass man gar nicht mehr zurück will, bzw. die „alte Welt“ nicht mehr mag, wenn man wieder zurück kommt … bisher habe ich mich leider nicht getraut. Ich tauche jedoch auch sehr gerne… 🙂

    Alles gute

    1. Marcel

      Hallo Reto,
      Vielen Dank für deinen Kommentar zu unserem Blogeintrag.
      Ja, es ist schon ein grosser Schritt, einfach aus unserer „normalen“ Welt auszubrechen, alles hinter sich zu lassen und einen neuen Lebensweg zu gehen.
      Aber sobald der erste Schritt einmal gemacht ist, geht es ganz einfach immer weiter. Klar gibt es natürlich auch immer wieder Zweifel, denn so richtig passt man natürlich nicht mehr in die, wie du sie bezeichnet hast, „alte Welt“. Viele Leute verstehen dich dann auch plötzlich nicht mehr, andere aber dafür umso besser.
      Eines ist aber klar, zurück in die „alte Welt“ wollen wir zur Zeit sicher nicht. 😉
      Tauchlehrer ist natürlich ein super Job um während dem Reisen auch immer mal wieder Geld zu verdienen.
      Warst du schon mal in Raja Ampat tauchen? es ist wunderschön hier ;-).
      Sonnige Grüsse,
      Marcel

  2. Nicole

    Lieber Marcel

    Mir gefällt euer Blog unheimlich gut, sehr interessant und informativ, vielen Dank dafür.
    Der Tauchurlaub vor 2 Wochen auf den Malediven, bei dem ich den OWD gemacht habe, hat mich total aus der Bahn geworfen… oder auf die richtige Bahn gebracht…? Wer weiss 🙂
    Jedenfalls spiele ich jetzt tatsächlich mit dem Gedanken die Tauchlehrer-Ausbildung zu machen und auszuwandern… sei dies auch nur für paar Jahre. Einfach mal weg aus der engen Schweiz.

    Da ich noch am Anfang meiner Tauchkarriere stehe, würde ich mir 2 Jahre Zeit nehmen um die Ausbildung zu machen, Taucherfahrung im Ausland zu sammeln englisch zu lernen und mich vorzubereiten. Wenn ich dann immer noch den Wunsch nach Auswandern verspüre, würde ich es machen. Was meinst ihr, ist das realistisch? Auch mit meinen bereits fortgeschrittenen 41 Altersjahren?
    Ich würde mich über Eure Meinung freuen.

    Ah ja, wo seid ihr denn aktuell?

    Liebe Grüsse
    Nicole

    1. Marcel

      Hallo Nicole

      Vielen Dank für deinen Kommentar.
      Das Tauchen kann wirklich süchtig machen. Das ging uns ja genau so, als wir damals auf den Malediven das erste Mal Luft unter Wasser geatmet haben.
      Es ist allerdings ein langer und nicht immer einfacher Weg vom Tauchanfänger zum Tauchlehrer. Wir waren viele Jahre Hobbytaucher und haben einige hundert Tauchgänge gesammelt, bevor wir Tauchlehrer zum Beruf gemacht haben. Natürlich kann das alles auch sehr viel schneller gehen. In Thailand werden Tauchanfängern innerhalb weniger Monate zum Tauchlehrer ausgebildet 😉
      Deine Zeitplanung scheint sinnvoll. Lass dir genügend Zeit Taucherfahrung zu sammeln und mache Schritt für Schritt die Ausbildung. Das System ist ja auch so aufgebaut, dass du in Etappen deinem Ziel als Tauchlehrer näher kommst. Während der Tauchgänge und Ausbildungsstufen wird sich auch herausstellen, ob du wirklich den grossen Schritt zum Tauchlehrer machen willst.
      Mit 41 eine Karriere als Tauchlehrer zu starten ist sicher eher etwas spät aber nicht unmöglich. Wir waren ja auch nicht mehr ganz so jung. Es gibt aber durchaus einen Markt.

      Hoffe das hilft dir weiter. Lass dir einfach genug Zeit und überstürze deine Entscheidung nicht.

      Wir sind zur Zeit auf unserem Roadtrip von Australien in die Schweiz und gerade in Kazan, Russland.

      Liebe Grüsse,

      Marcel und Reni

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