Auf dem Weg Richtung Norden entlang der Ruta Nacional 40 gibt es ein weiteres Seitental, das wir erkunden wollen. Uns schwebt die Besteigung des Cerro Punta Negra vor. Bei der Stadt Tunuyan zweigt die Ruta Provincial 94 gegen Westen ab und führt bis zum Gebirgspass Portillo Argentino auf knapp 5000 m. Danach geht es nur noch zu Fuss oder mit dem Pferd weiter bis zur chilenischen Grenze. Ganz so weit wollen wir nicht. Der Grund, wieso wir in diese Richtung fahren, ist ein weiterer 4000er. Wir möchten gerne den Gipfel des Cerro Punta Negra auf 4356 Metern besteigen. Bei unserer Recherche haben wir gelesen, dass die Gebirgslandschaft rund um den Gipfel des Cerro Punta Negra sehr eindrücklich und spannend sein soll. Das wollen wir mit eigenen Augen sehen.
Doch bevor wir uns an die Besteigung des Cerro Punta Negra machen, gibt es noch ein paar kleine Hindernisse zu überwinden. Die Batterie unseres Land Cruisers macht Zicken und Marcel verletzt sich beim einem Sturz das Schienbein. Doch auch diese Hürden schaffen wir und stehen schlussendlich glücklich auf dem Gipfel des Cerro Punta Negra. Wenn du wissen willst, wie hilfsbereit Argentinier sind, wie rasch sich Probleme hier oft lösen lassen und wie grossartig die Aussicht vom Cerro Punta Negra ist, dann lies unbedingt weiter.
Probleme mit der Starterbatterie unseres Land Cruisers
Wir sind gerade auf dem Weg zurück in die Zivilisation von unserem letzten Abenteuer, der Besteigung des Vulkan Maipo. Nach einem kleinen Mittagssnack bei der Ranger Station des Reserva Laguna del Diamante setzen wir uns in unseren Land Cruiser und wollen losfahren. Marcel dreht den Zündschlüssel und wir hören ein Klack-Klack-Geräusch. Doch nichts weiter. Auch beim zweiten Versuch tut sich nichts. Einfach tot. Was ist los? Marcel macht die Motorhaube auf und prüft die Spannung der Batterien. Dort scheint das Problem zu sein. Zum Glück haben wir zwei Batterien. Eine Starter Batterie und eine zweite für die Elektronik im Camper (z. B. den Kühlschrank). So können wir zum Glück überbrücken und der Motor springt an. Es sieht ganz so aus, als ob die Starterbatterie kaputt ist. Das heisst, wir müssen uns sofort um eine neue Batterie kümmern. Heute ist Sonntag und die Geschäfte, die wir brauchen, sind am Wochenende geschlossen. Irgendwo in der Pampa campen, trauen wir uns nicht. Was, wenn Taku am Morgen nicht anspringt? Deshalb fahren wir nach Tunuyan, wo wir bei der YPF-Tankstelle übernachten.
Den Nachmittag verbringen wir so unplanmässig im Full Café, trinken was, essen einen Burger und nutzen die Zeit, um Fotos zu bearbeiten, Polarsteps schreiben und wir gehen einkaufen. Ruhig ist die Nacht an der Tankstelle nicht, doch mit Ohropax schlafen wir relativ schnell ein.
„Klack“, ist das einzige Geräusch, das wir am nächsten Morgen beim Versuch den Motor zu starten hören. Und dann ist es einfach still. Taku macht keinen Wank. Marcel versucht mit der zweiten Batterie zu überbrücken, doch diese ist zu schwach. Ein Stottergeräusch, mehr gibt es nicht. Mit dem Messgerät versucht Marcel rauszufinden, was genau das Problem ist. Die Starterbatterie hat Spannung, bringt aber zu wenig Leistung. Ist die Batterie das einzige Problem oder stimmt allenfalls mit dem Trenn-Relais der beiden Batterien etwas nicht? Fragend stehen wir vor der offenen Kühlerhaube. Wir sagen noch zueinander: «Sobald jemand mit einem starken Pickup vorbeikommt, bitten wir um Hilfe.»
Die Argentinier sind sehr hilfsbereit und manche Probleme lösen sich rasch
Doch dazu kommen wir nicht, denn es spricht uns vorher ein Argentinier mit einem Toyota an. „Braucht ihr Hilfe“, fragt er. „Ja, sehr gern. Könnten wir die Batterie überbrücken?“. Der nette Geschäftsherr bejaht und platziert seinen Wagen vor unseren. Sein Motor läuft bereits. Marcel schliesst die Batterien mit dem Überbrückungskabel an, dreht den Zündschlüssel und was passiert? Nicht viel. Unser grosser Dieselmotor braucht zum Starten einen hohen Anlaufstrom. Der Strom, den wir über das Überbrückungskabel vom PW mit der kleinen Batterie kriegen, reicht nicht um unseren Land Cruiser zu starten.
Ok, wir brauchen definitiv eine neue, starke Batterie. So kommen wir nicht weiter. Ein zweiter Argentinier kommt vorbei, es wird diskutiert und dann sagt der eine: „Ich ruf gleich meinen Kollegen an. Er kann euch eine Batterie besorgen“. Das Telefon hat er bereits am Ohr, misst unsere Batterie, macht ein Foto mit den Spezifikationen, schickt ihm die Infos per WhatsApp zu und fertig. „Wartet bitte hier. Nestor, mein Kumpel, ist in 15 Minuten hier und bringt euch eine Batterie.“ Wir nicken, bedanken uns und warten. Wegfahren können wir ja sowieso nicht.
Keine 5 Minuten später fährt ein roter Toyota Hilux heran, parkt neben uns und gibt uns die Hand. Er hievt eine schwere Batterie aus dem Pickup, nimmt sein Werkzeug hervor und wechselt zusammen mit Marcel die Batterie. Und diesmal springt Taku beim ersten Versuch an. Perfekt. Wir zahlen Nestor USD 130, er bedankt sich und wir uns natürlich auch. Das Batterie-Problem ist gelöst und unserer Weiterreise steht nichts mehr im Weg. Nur, diesmal fahren wir mit einer NoName Batterie von Argentinien weiter. Ob diese auch sechs Jahre hält, wie die Banner Qualitätsbatterie, die wir noch aus der Schweiz hatten?
Von Tunuyan aus erkunden wir ein weiteres Seitental
Doch bevor wir Tunuyan verlassen, decken wir uns bei einem Gemüse- und Früchteverkäufer mit Frischwaren ein und gehen noch beim Supermarkt Vea in der Stadt vorbei. Dort finden wir endlich eine praktische Salatschüssel, Müesliriegel und Noodle Soup für die nächste Mehrtageswanderung. Überglücklich fahren wir los, wieder in dir Berge der Anden.
Wir steuern die Ruta Provincial 94 an, wo wir an etlichen Weingütern vorbeikommen. Wir befinden uns im bekannten Valle de Uco, wo schmackhafter argentinischer Wein produziert wird. In der Ferne sehen wir bereits wieder die Anden. Nach 40 km erreichen wir das Dorf El Manzano Historico. Unser Ziel ist jedoch ein Stellplatz am Arroyo Grande. Ab El Manzano ist Schluss mit Teerstrasse. Sofort schliessen wir die Fenster und schalten die Klimaanlage ein, denn die unbefestigte Strasse ist unglaublich staubig.
Schlafplatz am Arroyo Grande bei El Manzano Historico
Knapp 6 km weiter finden wir einen grösseren, staubigen Platz mit Aussicht auf die Berge und den Fluss. Wir sind uns einig. Hier bleiben wir sicher mal eine Nacht. Da die Sonne ziemlich stark ist, installiert Marcel die Markise. Im Schatten geniessen wir einen Krug voll Mate und das mit wunderbarer Aussicht auf den Cerro Punta Negra, dem Berg, auf den wir die nächsten Tage wandern möchten.
Als der Wind zunimmt, baut Marcel die Markise wieder ab. Ich stehe gerade unter der Solardusche, als ich ein Krachen und einen Schrei höre. „Was ist passiert?“, rufe ich und laufe mit Badetuch um den Körper um den Camper. Marcel sitzt im Campstuhl, sein Gesicht schmerzverzerrt und am Schienbein läuft Blut in kleinen Bächen auf die Flipflops. Oh nein! Das Verbandszeugs und Desinfektionsmittel müssen her. Ich sehe nur das tiefe Loch an Marcel’s Schienbein. Ufff, das sieht schmerzhaft aus.
Nach dem Reinigen der Wunde schmiert Marcel Zinksalbe auf die Wunde, deckt das Ganze mit einer sterilen Gaze ab und klebt sie an. Doch was ist genau passiert? Der Tritt am Heck ist plötzlich abgebrochen ohne Vorwarnung, sodass Marcel den Boden unter den Füssen verloren hat. Er ist in Millisekundenschnelle auf den Boden geknallt und hat sich dabei das Schienbein am Riffelblech am Heck unseres Land Cruisers aufgeschlagen. Zum Glück ist es „nur“ eine Fleischwunde. Wichtig ist jetzt, dass sich die Wunde nicht entzündet und gut verheilt.
Nach diesem Zwischenfall sind wir etwas durcheinander. Die Wanderung morgen, verschieben wir wohl besser. Deshalb entscheiden wir gleich zwei Nächte zu bleiben.
Abends bekommen wir dann noch Besuch. Ein Schweizer Paar aus der Nähe von Lausanne/Morges spricht uns an, weil sie Taku an der Laguna Diamante gesehen haben. Wir plaudern ein Weilchen. Als wir später das Abendessen kochen, werden wir erneut angesprochen. Diesmal ist es ein interessierter Portugiese, der in Mendoza Ferien macht. Er ist total fasziniert, dass wir mit einem Fahrzeug aus Australien in Südamerika sind.
Den ereignisreichen Tag schliessen wir mit einem feinen, selbstgemachten Burger ab und trinken seit Ewigkeiten wieder mal ein Glas Wein dazu. Das haben wir uns doch glatt verdient.
Den zweiten Tag an unserem schönen Schlafplatz verbringen wir mit Wäsche waschen, Blogposts schreiben, in die Berge blicken, den Gauchos zuschauen, mit Mate trinken, essen und schlafen. Der Ruhetag tut auch Marcels Wunde gut. Dank Zinksalbe und sorgfältigem Auswaschen sieht das Bein schon viel besser aus.
Fahrt zum Trail Head der Wanderung zum Cerro Punta Negra
Wir sind schon länger mit unseren Freunden Corina und Rapha in Kontakt. Die Beiden haben wir auf dem Continental Divide Trail vor knapp einem Jahr das letzte Mal gesehen. Und diesmal klappt es doch tatsächlich mit einem Treffen in Argentinien. Wie cool ist das denn.
Da wir die kommenden Tage noch auf den Cerro Punta Negra wandern wollen und in den Bergen keine Kommunikationsmöglichkeiten haben, fahren wir nach dem Frühstück kurz nach El Manzano Historico. Per WhatsApp können wir uns verabreden und wenn alles nach Plan geht, sehen wir uns spätestens am Freitag. Die Vorfreude ist riesig.
Im Dorf gibt es nicht viel, doch einen kleinen Laden entdecken wir. Dort kaufen wir noch ein paar Flaschen Wein zum Anstossen mit Corina und Rapha. Und dann heisst es wieder zurück auf die RP 94. Zurück in die Berge. Wir kommen beim Parkplatz vorbei, wo die Wanderung zum Wasserfall Salto Chorro de la Vieja startet. Wir fahren weiter und erreichen bald den Kontrollposten der Gendarmerie.
Dort müssen wir uns registrieren, die Reisepässe zeigen, Notfallnummern dalassen und mitteilen, wann wir zurückkommen. Dann wird die Barriere für uns geöffnet und nun steht dem nächsten kleinen Abenteuer nichts mehr im Weg.
Als nächstes kommen wir am Cajon de Arenales vorbei, einem bekannten Sport Klettergebiet. Im Dorf haben wir vorher einen Südtiroler getroffen, der gerade vom Klettern mit seiner Freundin zurückgekommen ist. Witzig, wen man auf Reisen alles so antrifft. Klettern wollen wir nicht, deshalb fahren wir weiter. Unser Ziel ist der Trail Head der Wanderung zum Cerro Punta Negra.
Die Strasse zum Startpunkt der Wanderung wird mit jedem Meter spektakulärer. Links und rechts sind Berge, wir folgen der kurvigen Strasse und haben ständig den Fluss im Blickfeld. Imposant, die Berge hier. So erstaunt es nicht, dass dies eine beliebte Region zum Klettern ist. Die Mittagspause legen wir am Fluss ein und rund 5 km weiter finden wir neben einem verlassenen Bus einen Platz zum Stehen. Während ich Polarsteps schreibe, flickt Marcel noch das Treppchen, sodass wir wieder einfach in den Camper steigen können. So ist auch der heutige Tag wieder alles andere als langweilig.
Obwohl der Sonnenuntergang erst um 20:30 Uhr ist, stehen wir bereits kurz nah 18 Uhr im Schatten. Wir stehen in einem tiefen Tal und der hohe Berg hinter uns ist verantwortlich dafür. Schnell kochen wir einen Burger, der wieder supergut schmeckt. Dann wirds kalt, denn wir sind wieder auf 3500 m ü. M. Wir verkriechen uns im Camper und freuen uns auf einen spannenden Wandertag.
Während wir drinnen am Laptop arbeiten, hören wir plötzlich mehrere Stimmen direkt neben unserem Camper. Wer ist das? Eine vierköpfige Familie mit Pferden richtet sich für die Nacht ein. Wir fragen, ob sie den Platz, wo wir stehen, für ihr Camp benötigen. Der Gaucho verneint, sie hätten genug Platz hinter den Felsen. Gespannt schauen wir zu, wie die Familie mit einfachsten Mitteln ihr Camp aufbauen. Die beiden Jungs, vermutlich so 6 und 10 Jahre alt, helfen fleissig mit. Sie tragen Sättel umher, suchen Holz und fangen an zu grillen.
Uns ist es draussen definitiv zu kalt. Wir kuscheln uns ins Bett und dösen mit dem Gedanken an den kommenden Tag ein. Was uns wohl erwartet?
Die Besteigung des Cerro Punta Negra ist steil und anstrengend
Der Wecker klingelt um 6:30 Uhr. Obwohl wir von hohen Felswänden umgeben sind, ist bereits etwas Licht zu sehen. So fällt uns das Aufstehen leichter.
Da uns ein anstrengender Aufstieg bevorsteht, bereiten wir uns ein reichhaltiges Müesli zu. Und klar, eine Tasse Kaffee gibt es natürlich auch dazu. Das hebt sofort unsere Stimmung. Unsere Rucksäcke für die Wanderung auf den Cerro Punta Negra sind bereit und wir dick eingepackt. Wir sind auf rund 3500 m ü. M., wo es auch im Sommer am Morgen sehr frisch ist. Um die Thermohosen sind wir jedenfalls froh, als wir loslaufen.
Viele Wanderer scheinen nicht auf den Gipfel zu wandern. Zumindest sind wir heute die Einzigen, die den Gipfel bezwingen wollen. Es gibt keinen markierten Startpunkt. Wer auf den Cerro Punta Negra will, sollte sich unbedingt den Track von einer der Wanderapps runterladen. Marcel hat den Track auf seiner Uhr, was das Navigieren einfacher macht. Weit oben sehen wir markante Spuren, das muss der Wanderweg sein. So steuern wir diese Spuren an. Immer wieder entdecken wir Fussspuren, die sich aber gleich wieder verlaufen. So gehen wir einfach auf direktem Weg aufwärts. Es ist steil, kiesig und wir rutschen bei jedem Schritt einen halben zurück. Das kann ja heiter werden. Doch noch haben wir genug Energie, sodass wir einfach einen Schritt vor den andern setzen. Ein grosser Motivator ist die Sonne, die bereits die Berggipfel beleuchtet. Das heisst, je höher wir kommen, desto eher scheint uns die Sonne ins Gesicht.
Um 9 Uhr haben wir es geschafft und die ersten Sonnenstrahlen treffen auf unsere strahlenden Gesichter. Nun ist Sonnenbrille angesagt. Und auch ganz schnell noch das Gesicht mit Sonnencreme einschmieren. Die ersten paar hundert Höhenmeter haben wir geschafft, doch es liegen noch ganz viel mehr vor uns. Insgesamt sind es über 900, die wir auf einer Strecke von knapp 5 Kilometern zurücklegen.
Der erste Aufstieg ist definitiv der Härteste. Das lose Geröll ist extrem anstrengend. Steil ist es auf der gesamten Wanderung, doch immerhin kommen nach dem Schotter auch immer wieder felsige Abschnitte. Das hat den Vorteil, dass wir besseren Gripp haben und uns auch an den Felsen festhalten oder hochziehen können.
Die Aussichten ins Tal und die umliegenden Berge werden mit jedem geleisteten Höhenmeter gewaltiger. Wir fühlen uns winzig klein, als wir schliesslich den Gipfel auf 4312 m erreichen. Wir stehen glücklich und zufrieden am Gipfelkreuz und sind stolz, auch diesen Aufstieg geschafft zu haben. Es ist bereits 11:30 Uhr. Das heisst, wir haben mit zwei kurzen Pausen vier Stunden für den Aufstieg gebraucht.
Statt mit einem Gipfelwein, stossen wir mit Wasser an. Das stillt wenigstens den Durst. Wir geniessen eine ausgedehnte Mittagspause am Gipfel. Es ist praktisch windstill, aussergewöhnlich für die Anden. Umso länger sitzen wir einfach nur da, schauen in alle Richtungen und bewundern die karge, aber grandiose Bergwelt. Die Krönung unserer Pause Am Gipfel ist der Kondor, der sehr nahe über unsere Köpfe gleitet.
Gegen 13 Uhr packen wir zusammen und wagen uns an den Abstieg. Unsere Rucksäcke sind inzwischen einiges leichter, denn das Essen ist verputzt und das Wasser schwindet auch langsam. Und wie immer sind wir beim Abstieg viel schneller, besonders bei den tiefkiesigen Passagen. Denn dort rutschen wir zügig abwärts. Rund zwei Stunden brauchen wir, bis wir zurück bei Taku sind. Und diesmal wählen wir eine andere Route, die zwar etwas länger ist, dafür geht sie im Zickzack hinunter. Ist irgendwie viel angenehmer als der supersteile Weg, der direkt ins Tal führt.
Zufrieden stellen wir unsere Rucksäcke in den Camper und fahren wieder talwärts. Wir haben auf dem Hinweg einen aussichtsreichen Stellplatz gesehen, wo wir die Nacht verbringen wollen. Obwohl wir nur knapp 10 km fahren, brauchen wir rund 45 Minuten dafür. Die unbefestigte Strasse ist sowas von ruppig, dass unsere maximale Geschwindigkeit bei 15 km/h liegt.
Kurz nach 16 Uhr fahren wir auf den Platz direkt am Arroyo Grande, wo wir noch das herrliche Sommerwetter geniessen können. Marcel wagt ein eiskaltes Bad im Bach, während ich das Abendessen vorbereite. Hungrig verspeisen wir eine grosse Portion Polenta mit Gemüse und sobald die Sonne hinter den Bergen untergeht, verziehen wir uns in den Camper. Unsere Köpfe sind voll von den Erlebnissen, sodass wir um 21 Uhr todmüde ins Bett fallen.
Wiedersehen mit Freunden am Arroyo Grande bei El Manzano Historico
Unglaublich, wie schnell wir nach einem anstrengenden Wandertag in tiefen Schlaf fallen. Erholt wachen wir auf und strecken uns. Muskelkater haben wir keinen, doch unsere Glieder sind noch immer etwas müde vom steilen Aufstieg. Eine Wolke verdeckt die Sonne und es ist morgens um 9 Uhr noch recht frisch. Doch sobald die Sonne hinter der Wolke hervorkommt, wird es sofort warm. Bei herrlicher Aussicht auf das Tal geniessen wir unser Frühstück unter freiem Himmel.
Heute nehmen wir es gemütlich, denn der Plan ist nur 10 km zurück ins Tal zu fahren. Wir haben am Stellplatz beim Arroyo Grande mit Corina und Rapha abgemacht, doch vermutlich werden sie erst am Nachmittag eintreffen. Gegen 10 Uhr machen wir uns auf den Weg. Die ersten paar Kilometer sind ruppig, sodass wir langsam fahren. Bald erreichen wir die Gendarmerie, wo wir uns zurückmelden. «Wie war es auf dem Cerro Punta Negra? Wart ihr auf dem Gipfel?», fragt uns der junge Soldat. «Ja. Wir haben es auf den Gipfel geschafft und sind begeistert von der gewaltigen Aussicht», erwidern wir. Er schreibt in seinem grossen Buch, dass wir uns um 10:15 Uhr zurückgemeldet haben. Dann kommt er mit mir raus, öffnet die Schranke und wünscht uns eine gute Weiterreise.
Die Strasse wird mit einem Schlag besser und wir kommen gleich schneller voran. Es ist fast schon ungewohnt mehr als 30 km/h zu fahren. Und dann sehen wir von weitem den Platz, wo wir die nächsten Tage mit unseren Freunden verbringen möchten. Das Glück steht auf unserer Seite, denn es steht noch kein anderes Fahrzeug da. Super, dann richtigen wir uns doch gleich ein und warten voller Vorfreude auf die zwei Weltreisenden.
Kurz nach zwei Uhr hören wir ein dumpfes Brummen des Ford 250. Wir springen von unseren Stühlen auf und freuen uns unglaublich Corina und Rapha zu sehen. Das letzte Treffen ist fast 10 Monate her. Damals haben uns die Beiden am Continental Divide Trail ausserhalb von Pagosa Springs in Colorado (USA) mit einem richtig leckeren Apero überrascht. Diesen Moment werden wir nie vergessen, denn nach der harten Etappe durch die schneebedeckten Berge Colorados hätte uns nichts Schöneres erwarten können.
Das Wiedersehen hier in Argentinien feiern wir mit leckerem Essen und feinem Wein. So vergehen die Tage mit Reisegeschichten austauschen, in Erinnerungen schwelgen und wir erzählen uns gegenseitig von unseren Zukunftsplänen. Wir nehmen uns Zeit und bleiben vier Tage an dem schönen Platz. Natürlich vergeht die Zeit viel zu schnell. Doch es ist superschön, dass wir überhaupt Zeit zusammen verbringen dürfen.
Wir wünschen Corina und Rapha alles Liebe, eine gute Weiterreise und bis zum nächsten Mal. VIELEN, VIELEN DANK FÜR ALLES
Abschied nehmen fällt schwer. Doch mit der Aussicht darauf, dass man liebe Menschen wiedersieht, ist es leichter. Dass es jedoch so schnell geht und wir die Beiden wenige Stunden nach dem Tschüss sagen wiedersehen, haben wir nicht erwartet. Weltreisende haben eben immer wieder dieselben Dinge zu erledigen, wie Einkaufen, Tanken oder Wasser auffüllen. Und genau dort, trifft man sich wieder.
Fazit zur Besteigung des Cerro Punta Negra
Wir sind froh, sind wir bei der Planung unserer Route durch die Anden auf die Wanderung zum Cerro Punta Negra gestossen. Bereits die Anfahrt durch das eindrückliche Tal ist ein Abenteuer. Die Besteigung des Cerro Punta Negra ist technisch nicht sehr anspruchsvoll, doch die steile Flanke des Berges und der lose Untergrund haben es in sich. Zudem sollte man die Höhe von über 4000 Metern nicht unterschätzen. Belohnt wurden wir auf dem Gipfel mit einer atemberaubend schönen Aussicht in die imposante Bergwelt der Anden.
Von Tunuyan fahren wir wieder weiter entlang der Ruta Nacional 40 Richtung Norden. In 84 km würden wir Mendoza erreichen. Während unserem ersten Roadtrip durch Argentinien haben wir die Stadt bereits besucht, die für ihre vielen Weingüter weit über die Landesgrenze bekannt ist. Da wir im Moment das Wandern in der Bergwelt der Anden sehr geniessen, haben wir entschieden Mendoza links liegen zu lassen und direkt das nächste Wanderabenteuer anzusteuern. Die Besteigung des Cerro Penitentes steht auf dem Plan. Mehr dazu gibt es im nächsten Beitrag.