Seit Jahren träumen wir davon auf dem Ponton durch das Pantanal in Brasilien zu reisen. Den Traum haben wir uns jetzt verwirklicht. Auf dem Fluss fahren wir durch das grösste Binnenland-Feuchtgebiet der Erde von Corumba nach Porto Jofre. Drei Tage verbringen wir auf dem Wasser und erhalten so einen Einblick in das Leben in der brasilianischen Wildnis. Die Landschaft zieht an uns vorbei, während wir gebannt übers Wasser und den Dschungel schauen. Dabei entdecken wir Kaimane, die durch das Wasser gleiten, eine Otterfamilie am Sonnenbaden und viele exotische Vögel. Am schönsten ist jedoch der Moment, wenn der Tag erwacht und den Himmel im glühendes Rot verwandelt.
Es ist Anfang August, die Trockenzeit im grössten Feuchtgebiet der Welt. Der ideale Zeitpunkt für unser Abenteuer auf dem Ponton durch das Pantanal zu. Die Tage auf dem Ponton sind einmalig und genau nach unserem Geschmack. Langsam tuckern wir auf dem spiegelglatten Wasser flussaufwärts und das rund 500 km lang. In Schlangenlinie geht es stetig Richtung Norden und obwohl es nicht viel zu tun gibt, vergeht die Zeit im Nu. Vor und nach der Fahrt auf dem Ponton erkunden wir das Pantanal mit unserem Camper Taku. Die Strecken Estrada Parque im Süden, sowie die Transpantaneira im Norden sind überaus sehenswert. Beides sind unbefestigte Strassen mit unzähligen Holzbrücken und einer einzigartigen Tierwelt.
Unterwegs mit dem Camper im Pantanal in Brasilien
Mit einer Grösse von 230’000 km2 ist das Pantanal fast sechs Mal so gross wie die Schweiz. Das Gebiet ist jedoch kaum erschlossen und nur spärlich besiedelt. Bei der Reiseplanung haben wir lange überlegt, ob wir im südlichen oder nördlichen Pantanal in Brasilien starten sollen. Da wir von Paraguay, also dem Süden herkommen, fällt uns die Entscheidung leicht. Als erstes fahren wir der Estrada Parque im Südpantanal entlang. Die staubige Kiesstrasse verbindet die Orte Buraco das Piranhas und Corumba. Wir kriegen bereits einen ersten Einblick in das artenreiche Gebiet und überqueren die ersten Holzbrücken, von denen es auf den nächsten 100 km noch ganz viele gibt. Auf den Brücken stoppen wir regelmässig, um Vögel und Kaimane zu beobachten. Es lohnt sich länger ins Wasser zu schauen. Denn je länger man hinsieht, desto mehr Kaimane kann man entdecken.
Neben Kaimanen sehen wir auch Störche, Reiher, Kingfisher, Wasserschweine, Maultiere und sogar ein scheues Reh überquert die Strasse. Nach 70 km erreichen wir den Rio Paraguay, eine Brücke gibt es nicht. Über den Fluss geht es mit einer kleinen Fähre.
Estrada Parque im Südpantanal – Mit der Fähre über den Rio Paraguay
Es ist kurz nach 12 Uhr als wir den Rio Paraguay erreichen. Wir stehen neben einem verlassenen Gebäude und haben keine Ahnung, wann die nächste Fähre ablegt. Vermutlich ist gerade Mittagspause. So bereiten wir uns auch gleich mal etwas zu Essen vor. Ein zweites Auto fährt ran. Plötzlich sehen wir, dass sich die Fähre vom gegenüberliegenden Ufer auf uns zubewegt. Das geht ja schneller als erwartet. Zehn Minuten später stehen wir mit Taku bereits auf dem alten Kahn und schippern über den Rio Paraguay. Der Spass kostet BRL 60 / CHF 11.
In Porto da Manga gibt es ausser ein paar Hütten und einem einfachen Restaurant nicht viel. Wir haben unsere Verpflegung dabei, sodass wir nach einer kurzen Mittagspause weiter Richtung Corumba fahren. Auf den nächsten 50 km gibt es einen kompletten Landschaftswechsel. Zuerst fahren wir weiter durch flaches Gebiet mit vermehrt Weideland und Vieh. Dann wird es plötzlich hügelig und die Strasse führt steil hoch. Wir sehen Berge. Auch die Bodenbeschaffenheit ist anders. Die Strasse ist tiefrot und erinnert an das australische Outback. Statt Kaimane dominieren nun Kühe.
Kurz vor Corumba endet dann die Estrada Parque und wir sind zurück in der Zivilisation. Am Stadtrand quartieren wir uns bei der Pousada do Cachimbo ein, wo wir auf einem Kiesplatz unter grossen Bäumen stehen können. Abends geniessen wir die gewaltige Aussicht auf das Pantanal und wir sind so nahe an der Grenze, dass wir Bolivien sehen. Doch kaum ist die Sonne am Horizont verschwunden, umschwärmen uns Stechmücken. Schnell rein in den Camper.
Tipp für Selbstfahrer
Die Estrada Parque kann gut in einem Tag gefahren werden, doch es lohnt sich etwas mehr Zeit mitzubringen. Wenn du mit dem Camper unterwegs bist, rechne eine Nacht ein. Es gibt einige schöne Plätze zum Freistehen. Wenn du Infrastruktur brauchst oder mit dem Mietwagen unterwegs bist, kannst du auf einer Fazenda übernachten.
Glasklare Flüsse in Bonito – Wieso wir den Touristenstopp Nr. 1 auslassen
Die meisten Reisenden legen auch einen Stopp in Bonito ein. Die Stadt ist modern und es gibt viele Unterkünfte, Restaurants und Ausgehmöglichkeiten. Doch wegen der Stadt finden Touristen nicht den Weg hierher. Brasilianer und internationale Besucher kommen nach Bonito wegen den glasklaren Flüssen in der Umgebung. Schnorcheln und Abseiling sind die Hauptaktivitäten in Bonito.
Leider hat bei uns das Wetter nicht mitgespielt, sodass wir uns gegen eine Schnorcheltour entschieden haben. Wir sind da etwas verwöhnt, da wir als Tauchlehrer auf den Malediven gearbeitet haben. Da der Himmel bedeckt ist und es vor kurzem geregnet hat, befürchten wir, dass die Sicht nicht so toll ist. Zudem ist es relativ kühl, sodass wir keine Lust auf Schnorcheln haben. Dafür geniessen wir ein paar Tage auf Marc’s Farm, der auf dem Gelände seiner Fazenda einen Fluss mit mehreren Wasserfällen hat.
Wer mit einem Mietwagen unterwegs ist, hat in Bonito etliche Möglichkeiten in einem Hotel oder einer Pousada abzusteigen.
Unterkünfte in Bonito
Hotel Pousada Calliandra – Gute, preiswerte Unterkunft im Zentrum von Bonito. Frühstück ist inbegriffen. Kostenloses WiFi.
Pousada Muito Bonito – Zentrale Lage mit vielen Restaurants und Shops in nächster Umgebung. Grosszügige Zimmer mit eigenem Bad. Frühstück ist inbegriffen.
Zwei Tage Corumba
Das Pantanal ist ein riesiges Gebiet und wer diese Region Brasiliens erkunden möchte, muss sich vorher entscheiden, was man genau erkunden möchte. Für uns ist klar, wenn wir schon vor Ort sind, möchten wir so viel wie möglich sehen. Doch ein Feuchtgebiet ist nicht so einfach zu bereisen wie andere Orte auf dieser Welt. Den südlichen Teil des Pantanals haben wir auf der Estrada Parque bereits erkundet. Nun müssen wir irgendwie in den Norden kommen.
Eine Möglichkeit ist von Corumba in einem weiten Bogen über das Tiefland von Bolivien zu reisen. Oder man fährt von Corumba nach Pocone in Brasilien in einem grossen Bogen Richtung Osten, was rund 1’200 km Fahrt bedeutet. Der direkteste Weg vom südlichen ins nördliche Pantanal zu kommen, ist auf dem Wasserweg. Und das ist die Variante, die wir ins Auge fassen. Auch wenn dies nicht eine der einfachsten Lösungen ist. Doch wir wissen von anderen Reisenden, dass es funktioniert und freuen uns auf das Abenteuer.
Wir sind zwei Tage in Corumba auf einem Camping und regelmässig in Kontakt mit dem Unternehmer, der per Schiff und Ponton Waren und Vieh auf dem Fluss transportiert. Per Whatsapp haben wir vorab angefragt, ob wir mit unserem Camper auf dem Ponton mitfahren können. Der Preis ist verhandelt und wir haben eine Zusage bekommen. Nun sind wir gespannt, ob alles klappt.
Unterkunft in Corumba
Santa Monica Palace – Zentrale Lage, Zimmer mit eigenem Bad und kostenlosem WiFi.
Am Hafen in Corumba – Wie wir mit dem Camper auf das Ponton kommen
Es ist soweit. Pünktlich um 11 Uhr sind wir am Hafen «Porto Moinho», wo unser Abenteuer auf dem Ponton startet. Für uns ein grosser Tag. Für die Leute am Hafen jedoch ein ganz normaler Arbeitstag. Wir erkundigen uns bei den Leuten, die am Hafen sind, wann wir auf das Ponton können. Die Verständigung ist schwierig, doch Google Übersetzer sei Dank schaffen wir es uns auch auf Portugiesisch durchzuschlagen. Die Antwort: um 15 Uhr wird das Ponton beladen. Ok, statt um 11 Uhr geht es erst um 15 Uhr los. Auch kein Problem, wir haben ja Zeit.
Um sicher zu sein kontaktieren wir Evaldo, über den wir die Fahrt auf dem Ponton durch das Pantanal angefragt und gebucht haben. Es kommt dieselbe Antwort: «Um 15 Uhr wird verladen.» Es ist 15 Uhr, doch noch ist es nicht soweit. Wir warten und warten und warten. Auch um 17 Uhr ist nichts mit verladen. Wir warten einfach weiter und kontaktieren erneut Evaldo. Doch nun kommt keine Antwort mehr. Bis 19 Uhr ist Funkstille. Egal, wir sind ja vor Ort und sehen, wenn das Schiff mit dem Ponton Anstalten macht loszufahren. Und dann kommt plötzlich Bewegung in die Sache. Ein Laster fährt vor. Es ist ein Abschleppdienst, auf den wir rauffahren sollen. Dieser fährt uns rückwärts zum Ponton und so können wir dann direkt aufs Ponton fahren. In dem Moment realisieren wir, dass dies die neue Technik ist Camper sicher auf das Ponton zu bringen. Vor ein paar Wochen ist ein LKW-Camper von den Planken gerutscht, über die er aufs Ponton hochfahren wollte. Das Bergen mit einem Kran hat einige Stunden gedauert. Da sind wir diesmal wohl Versuchskaninchen. Und es klappt.
Marcel fährt unseren Camper Taku souverän aufs Ponton, dann wird er von der Crew gesichert und wenige Minuten später legen wir ab. Langsam verschwinden die Lichter der Stadt am Horizont. Auf geht es in den Norden.
Auf dem Ponton durch das Pantanal – 500 km flussaufwärts von Corumba nach Porto Jofre
Die erste Nacht auf dem Ponton ist speziell, denn wir wissen nicht so genau, was die nächsten Tage auf uns zukommt. Doch das macht das Leben doch aus. Im Voraus nicht genau zu wissen was passiert.
Das leichte Schaukeln hat uns in den Schlaf gewogen. Doch mitten in der Nacht reissen uns Stimmen aus dem Schlaf. Wir landen an und es wird Material abgeladen. Dann klopft einer von der Crew. Marcel versteht das Wort „Arvore“ und sieht ein Handzeichen. Unser Dachfenster ist offen und es gibt tiefhängende Äste. Wie aufmerksam. Schnell machen wir die Dachluke zu, sodass nichts kaputtgeht. Wir schlafen weiter.
Gegen 4 Uhr morgens stoppen wir erneut und dann ist schon bald Sonnenaufgang. Die Stimmung ist wunderschön und der Himmel leuchtet in Orange- und Rottönen. Ein magischer Moment. Mit einer heissen Tasse Kaffee setzen wir uns ganz vorne aufs Ponton. Unser Blick schweift am Ufer entlang. Wir beobachten Vögel, unter anderem Reiher und Kingfisher.
Was läuft auf dem Ponton?
Den ganzen Tag tuckern wir gemütlich auf dem Rio Paraguay, stoppen immer wieder, um Material abzuladen. Mal landen wir mit den beiden Pontons an, mal werden die Pontons abgekoppelt und das Schiff fährt ohne uns weg. Somit fährt auch unser Klo weg, doch eine Stunde später sind wir dann wieder komplett.
Später am Nachmittag steuert der Captain das halbzugewachsene Ufer an. Was läuft gerade? Zwei aus der Crew schleppen ein neues Getriebe an uns vorbei und bringen es zum Schiffsmotor. Es ist, wie es aussieht. Das Getriebe wird gewechselt. Hier, mitten im Nirgendwo. Während die Crew arbeitet, backen wir Brot, trinken Kaffee und lesen. Ein paar Stunden später scheint wieder alles zu funktionieren und wir fahren weiter.
Insgesamt fahren wir rund 500 km auf dem Rio Paraguay und dem Rio Cuiaba, sodass wir viele Stunden auf das Wasser und ans Ufer schauen können. Wir geniessen es sehr, so gemütlich dahin zu tuckern und auf diese Weise diesen Teil von Brasilien kennen zu lernen. Vor allem aber fasziniert uns, wie einfach und abgelegen die Menschen hier wohnen. Obwohl es nicht viel zu tun gibt, vergeht die Zeit auf dem Ponton durch das Pantanal schnell. Wenn wir nicht aufs Wasser schauen und Vögel beobachten, essen wir, trinken Kaffee, backen Brot, lesen, fotografieren, filmen, schwitzen oder verscheuchen Insekten. Und von letzteren gibt es viele. Mücken, Stechfliegen, Bremsen, Stinkkäfer, bienen- und wespenähnliche Insekten. Und praktisch alle beissen oder stechen. Doch zum Glück überwiegen die guten Dinge. Die geniale Aussicht auf die wilde Natur und die Tierwelt.
Wir sind so glücklich, dass wir hier sind und solche Dinge erleben dürfen.
Die Ankunft in Porto Jofre naht
Ausnahmsweise sind wir in der dritten Nacht nicht gefahren, sondern an Ort und Stelle geblieben. Als wir aufstehen, sehen wir ein Gebäude. Wir stehen vor einer Fazenda, wo viel Material abgeladen wird. Mit dem Kaffee in der Hand setzen wir uns vorne hin und beobachten das rege Treiben. Es ist spannend, denn es wird ein ganzer Haushalt vom Ponton auf einen Anhänger geladen. Wie es aussieht, ziehen zwei Passagiere hierher.
Das Abladen dauert länger, sodass wir die Chance nutzen an Land zu gehen. So können wir Taku aus einer anderen Perspektive fotografieren. Plötzlich winkt einer der Crew und deutet mit Handzeichen an, dass es etwas zu essen gibt. Wir kommen in den Genuss von zartem Fleisch direkt vom Feuer. Slow-cooked Beef mit einer Prise Salz. Es schmeckt hervorragend. Wir geniessen die Stärkung und bald heisst es zurück aufs Ponton.
Luftlinie sind es noch 36 km bis zum Ziel. Porto Jofre ist nun in greifbarer Nähe. Marcel rechnet und schätzt, dass wir um die Mittagszeit ankommen. Doch bald merken wir, dass trotz Aufrunden die Fahrt länger dauert. Ach, wenn schon. Das spielt überhaupt keine Rolle. Im Gegenteil, so können wir die geniale Fahrt durch die Regenwald-Landschaft noch etwas länger geniessen.
Um 16 Uhr landen wir schliesslich in Porto Jofre an. Jetzt muss nur noch Taku heil runterkommen. Die Crew platziert schwere, breite Planken vor unseren Land Cruiser und Marcel fährt souverän vom Ponton an Land. Nun haben wir wieder festen Boden unter den Rädern. Bevor wir zum Camping fahren, zahlen wir die Fahrt und winken zum Abschied.
Porto Jofre ist kein richtiger Ort. Es gibt lediglich ein paar Unterkünfte mit Campingmöglichkeiten und Anbietern für Jaguar Touren. Wir entscheiden uns für den Campingplatz, der sich direkt am Fluss befindet. Die Kommentare auf der App sind in Bezug auf die Sauberkeit zwar nicht die besten, doch die Lage ist sensationell.
Jaguar Tour im Nordpantanal
Die Jaguar Tour ist gebucht. Wir haben Glück und können die Kosten einer Privat-Tour mit einem brasilianischen Paar teilen. Statt BRL 1’400 (CHF 260) zahlen wir zu zweit nur BRL 700 (CHF 130). Pünktlich um 7 Uhr morgens stehen wir bereit. Ob wir einen Jaguar sehen? Wir glauben fest daran.
Die erste halbe Stunde fahren wir zügig auf dem Rio Cuiaba in nordöstliche Richtung. Der Fluss ist breit und es gibt etliche Seitenarme, in einige davon fahren wir rein. An den Uferbänken liegen Kaimane und wir können auch ganz viele Reiher, Jabirus (riesige Störche) und Kingfisher beobachten. In den frühen Morgenstunden sind die Temperaturen noch sehr angenehm und der Fahrtwind ist erfrischend. Um halb neun ist es dann soweit. Wir sehen unseren ersten Jaguar in freier Wildbahn.
Es stehen bereits etliche Boote da und alle schauen gebannt ins Gras. Da ist sie, die wunderschöne Raubkatze. Unsere Herzen machen Freudensprünge. Ganz aufgeregt schiessen wir ein Foto nach dem anderen und halten diesen besonderen Moment auf Video fest. Als der Jaguar dann plötzlich ins Wasser gleitet und den Fluss überquert, können wir unser Glück kaum fassen. So ein schöner Moment, dieses faszinierende Tier in freier Wildbahn zu sehen. Auch wenn rundherum Boote sind, ist es ruhig. Nur das Klicken der Auslöser von den vielen Fotoapparaten ist zu hören. Alle schauen gebannt zu, wohin sich die Raubkatze bewegt. Nachdem sie aus dem Wasser gestiegen ist, schleicht sie sich in Jagdstellung langsam vorwärts und peilt eine Schlange an. Marcel kann mit dem Zoom sogar ein Foto vom Jaguar und der Schlange schiessen. Wahnsinn!
Wir können den Jaguar sehr lange beobachten und als er dann im hohen Gras verschwindet, fahren wir weiter. Unser Traum einen Jaguar zu sehen ist erfüllt, alles was wir jetzt noch sehen, ist ein Bonus.
Mittagspause im Pantanal bei 39 Grad im Schatten
Als es dem Mittag zugeht, wird es immer heisser. Zum Glück haben wir ein Sonnendach, ansonsten wäre die Fahrt unerträglich. Wir haben Boote ohne Sonnendach gesehen, das wäre für uns undenkbar. Vor allem weil es diese Tage mit bis zu 39 °C höllisch heiss ist. Die Mittagspause verbringen wir im Schatten an einem kleinen Strand am Rande des Dickichts. Wie schon auf dem Ponton, gibt es in unserer Lunchbox neben Fisch und Gemüse zwei Beilagen. Spaghetti und Reis. Das scheint in Brasilien üblich.
Die Jaguar-Suche geht weiter
Satt geht es nun weiter auf die Suche nach Jaguaren. Wir haben weitere fünf Stunden vor uns. Leider ist unser Fahrer kein Guide, sondern einfach nur ein Bootsfahrer. Er erklärt uns nichts und auch auf die Fragen der Brasilianer antwortet er nur kurz und knapp. Das Paar übersetzt jeweils auf Englisch, wenn es dann mal etwas zu übersetzen gibt. Per Funk kommt dann am Nachmittag noch eine Info einer Jaguar Sichtung rein. Wir rasen übers Wasser, doch leider kommen wir etwas spät. Im Gras können wir zwar den Schwanz eines Jaguars erkennen. Mehr nicht. Und kurz bevor die Tour endet, fahren wir zu einem Platz, wo der Jaguar bereits weg ist. Wir sind trotz allem überglücklich, denn wir haben am Vormittag eine Jaguar gesehen. Wir konnten ihn sogar sehr lange beobachten, unter andrem wie er von einem zum anderen Ufer geschwommen ist. Ein riesigen Glück. Auf der Rückfahrt sehen wir dann noch einen Capybara (Wasserschwein), zwei Otter, die am Spielen sind und eine Anaconda.
Auf der Transpantaneira durch das nördliche Pantanal
Die Transpantaneira ist eine 147 km lange Lehmpiste, die in der Trockenzeit hart und auch mit normalen Autos befahren werden kann. In der Regenzeit ist die Strecke jedoch teils unbefahrbar, weil sie überschwemmt oder so schlammig ist, dass auch das beste Allradfahrzeug nichts bringt.
Deshalb haben wir unserer Reise so geplant, dass wir in der Trockenzeit (Mai bis Oktober) hier sind. Die Transpantaneira verbindet die Ortschaft Pocone mit Porto Jofre tief im Feuchtgebiet und durchquert das nördliche Pantanal. Die Strasse dient hauptsächlich dem Tourismus und zu Versorgungszwecken für Farmen. Gemäss Wikipedia gibt es auf dieser Strecke 127 Brücken, das heisst fast jeden Kilometer eine. Früher waren alle aus Holz, inzwischen ist etwa die Hälfte durch Betonbrücken ersetzt worden.
Wir haben von anderen Reisenden gehört, das vorallem die Brücken kurz vor Porto Jofre teils in miserablem Zustand sind. Dass dies so ist, erfahren wir am eigenen Leib. Als wir nämlich nach drei Nächten in Porto Jofre unsere Reise fortsetzen wollten, kommen wir nicht weit. Bei der 4. Brücke müssen wir bereits wieder umdrehen. Was ist passiert? Die lange Holzbrücke ist teilweise eingestürzt und muss wieder Instand gesetzt werden. Drei Tage soll es dauern bis erste Fahrzeuge passieren können. Na dann, umdrehen und Zwangspause in Porto Jofre einlegen.
Zwei Tage später
Die Transpantaneira ist von Porto Jofre aus die einzige Strasse nach Norden. Eine alternative Route gibt, es nicht. Gemäss einem Tourguide soll die Brücke zwischen 12 und 14 Uhr für leichte Fahrzeuge befahrbar sein. Pünktlich um 12 Uhr stehen wir an der Brücke. Vor uns stehen bereits andere Fahrzeuge da, die ebenfalls Richtung Norden wollen. Doch es sieht noch nicht so aus, als ob wir die Brücke passieren können. Das haben wir eigentlich so erwartet, denn wir sind ja in Südamerika. Ein paar hundert Meter zurück gibt es einen grossen Schattenbaum. Diesen steuern wir an und kochen uns eine grosse Portion Fried Rice. Anschliessend gönnen wir uns sogar noch einen Kaffee. Die Deadline setzen wir auf 14:30 Uhr. Dann wollen wir zur Brücke fahren. Wenn wir rüber können gut, sonst verbringen wir nochmals eine Nacht in Porto Jofre. Als uns ein Tourbus entgegenkommt und uns den Daumen hoch entgegenstreckt, wissen wir, die Brücke ist offen.
Tatsächlich, es wird ein Fahrzeug nach dem anderen über die Brücke gelassen. Im Schritttempo fahren wir über die provisorisch reparierte Brücke. Wie geplant kommen wir kurz vor Sonnenuntergang am Rio Claro in Pixaim an, wo wir die letzten Tage im Pantanal Revue passieren lassen. Nach einer ruhigen, letzten Nacht im Pantanal in Brasilien nehmen wir die letzten Kilometer auf der Transpantaneira unter die Räder. Ein letztes Mal geniessen wir die Fahrt mit hunderten von Kaimanen, Jabirus, Reihern und Aras. Die Fahrt auf dem Ponton durch das Pantanal und die Transpantaneira bleiben für uns unvergesslich.
Was ist das Pantanal?
Das Pantanal ist das grösste Binnenland-Feuchtgebiet der Welt. Es ist 230’000 km2 gross und dehnt sich über die Länder Brasilien, Paraguay und Bolivien aus. Die einmalige Flora und die gewaltige Artenvielfalt zieht Reisende aus der ganzen Welt in das Gebiet, das kaum bewohnt und erschlossen ist.
Wo befindet sich das Pantanal?
Das Pantanal liegt im südwestlichen Teil von Brasilien und ist in einen südlichen und nördlichen Teil aufgeteilt. Der südliche Teil befindet sich im Bundesstaat Mato Grosso do Sul und das nördliche Pantanal im Staat Mato Grosso. Eine durchgehende Strasse gibt es nicht, doch es ist möglich auf dem Wasserweg mit einem Ponton von Corumba nach Porto Jofre (oder umgekehrt) zu gelangen.
Anreise aus Europa
Je nachdem, welchen Teil des Pantanal Reisende besuchen möchten, ist die Anreise unterschiedlich.
Das südliche Pantanal ist von Campo Grande aus erreichbar und das nördliche Pantanal von Cuiaba aus. Von Cuiaba führt eine asphaltierte Strasse bis Pocone und von dort fährt man auf der Transpantaneira auf einer unbefestigten Strasse mit unzähligen Brücken bis Porto Jofre. Von dort aus geht es nur noch auf dem Wasserweg weiter.
Was gibt es im Pantanal in Brasilien zu sehen?
Die Tiervielfalt im Pantanal ist riesig. In den Flüssen leben um die 200 Millionen Kaimane, es gibt Wasserschweine (Capybaras), Otter, Anakondas, Piranhas, etliche Fischarten, Brüllaffen, Sumpfhirsche, Nasenbären, Pekaris, Ameisenbären, Tapire, Jaguare und Pumas. Die Vogelwelt ist noch beeindruckender, denn es gibt mehr als 400 verschiedenen Arten. Besonders faszinierend finden wir den Blau-Ara und den Jabiru, der grösste Storch der Welt. Er hat einen auffälligen roten Hals, sodass man ihn gut erkennt. Doch auch seine Grösse ist gewaltig. Wir sehen auch viele Reiher, Kraniche, Aras, Kingfisher und Vögel, deren Namen wir nicht kennen.
Ein bisschen erinnert uns die Tierwelt an den Nationalpark Ibera in Argentinien. Hier findest du einen spannenden Bericht über das Feuchtgebiet: Naturparadies Esteros del Ibera
Wann ist die beste Reisezeit für das Pantanal?
Die Reisezeit im Pantanal kann in zwei Saisons aufgeteilt werden. Die Trockenzeit und die Regenzeit.
Trockenzeit im Pantanal in Brasilien
Während der Trockenzeit von Mai bis Oktober sind die beiden sehenswerten Strecken wie die Estrada Parque von Buraco das Piranhas und die Transpantaneira von Pocone nach Porto Jofre gut befahrbar. Wer diese Strassen mit dem eigenen Fahrzeug oder einem Mietwagen unter die Räder nehmen will, sollte die Reise in der Trockenzeit planen.
Regenzeit im Pantanal in Brasilien
Während der Regenzeit von November bis April wird das ganze Gebiet überflutet. Eine Reise durch das Pantanal mit dem eigenen Fahrzeug ist während dieser Zeit schwierig bis unmöglich und nicht empfehlenswert.
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hallo reni und marcel,
ich hab euch vor 3 jahren einmal geschrieben,als mir covid meine südamerika-sabbaticalpläne zunichte machte.
nun,ich hab es jetzt in meinen sommerferien als lehrerin zumindest nach brasilien geschafft.im gegensatz zu euren abenteuern sind meine 7 wochen aber sehr konventionell.rio-iguçu(gewaltig schön)-manaus-3 tage amazonas lodge-belem-sao luiz-lençois marhanenses(unfassbar schön)-jericoacoara-salvador.
ich finde das land herrlich und die menschen so nett,offen,hilfsbereit und entspannt.
ich freue mich schon in ein paar jahren,senn ich in pension bin,mehr von südamerika zu sehen.
gespannt verfolge ich eure beichte und wünsche euch weiter viele schöne erlebnisse.
liebe grüße von einer österreicherin😎
Liebe Birgit
Vielen lieben Dank für deine Nachricht. Das klingt nach einer wunderschönen Reise, die du durch Brasilien gemacht hast. Ausser Iguacu ist für uns noch alles Neuland, doch bald werden wir deinen Spuren folgen. Unser nächstes Ziel ist Brasilia und von Dort nach Sao Luiz und in den Lencois Marhanenses NP hoch. Das freuen wir uns schon sehr, vorallem weil du ihn als unfassbar schön beschreibst.
Die Menschen haben wir auch als sehr hilfsbereit, nett und entspannt kennengelernt. Leider ist die Verständigung so schwierig… portugiesisch, uff… doch dank der Offenheit der Brasilieros ist eine Unterhaltung auch mit Händen und Füssen möglich 😉
Ganz liebe Grüsse,
Reni und Marcel
Do händ ihr eimol me super tolli Erläbnis törfe gnüsse. Das isch würkli en eimoligs Erläbnis so durch die wildi Natur tuckere und ohni Aschtrengig chöne jede Meter gnüsse. So e Fahrt isch würkli uf euri Wünsch zuegschnitte gsi. Au ganz e tolls Erläbnis isch sicher die Beobachtig vom Puma gsi und das nöd nume für e paar Minute. Super so öpsi chöne z gseh. Mir wünsched eu wieterhin ganz viel so spannendi Erläbnis und gueti Fahrt mit em Taku.
Du bringst es auf den Punkt. Die Fahrt auf dem Ponton durch das Pantanal war ein einmaliges Erlebnis. Für uns ist so ein Reisetraum in Erfüllung gegangen, der schon lange in uns schlummerte. Wir lieben es auf dem Wasser zu reisen. Wann wir wohl das nächste Mal mit Taku auf einem Schiff sein werden?
Da kommen schöne Erinnerungen auf: Die Terrasse des Pousada do Cachimbo im Abendlicht, die unvergessliche Ponton-Fahrt, Porto Jofre und seine blauen Aras und die freien Jaguare. Die Brücken der Transpantaneira, die Kaimane, Jabirus, Kaimane uva. Leider keine Anaconda.
Wir genossen in Bonito das schwimmen im glasklaren Wasser mit den gespiegelten Fischen, klar wie Villingili outside auf den Malediven.
So schön von dir zu lesen. Wir sind gerade bei Ruedi in der Lavanderia. Dank dir, denn wir haben vom Platz auf iOverlander und auf deinem Blog gelesen. Ein wunderbarer Ort, um ein paar Tage die Seele baumeln zu lassen. Die Reise durch das Pantanal wird uns auch in bester Erinnerung bleiben. So ein gewaltiges Gebiet mit aussergewöhnlichen Tieren.
Viele Grüsse aus San Ignacio