Pacific Crest Trail Section D – Von der Interstate 15 beim Cajon Pass bis nach Agua Dulce in Kalifornien

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  • Beitrag zuletzt geändert am:27. April 2023
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PCT Tag 26 – Von Meile 347.1 bis Meile 367.1 zum Blue Ridge Campground

Heute steht uns ein anstrengender Tag bevor. Über 6000 Fuss müssen wir bis zu unserem geplanten Schlafplatz beim Blue Ridge Camp zurücklegen. Mal schauen, ob wir diesen Höhenunterschied – gepaart mit 20 Meilen – schaffen werden.

Das Aufstehen fällt uns nicht ganz so leicht, denn es ist kalt und ein kräftiger Wind bläst uns ins Gesicht. Trotzdem sind wir noch vor halb Sieben auf dem Trail.

Die ersten Meilen aus dem Tal sind von der Steigung her noch angenehm, wenn uns nicht ständig diese eisigen Windböen ins Gesicht blasen würden. Doch die Böen werden nicht weniger, je höher wir aufsteigen. Je nachdem in welche Richtung wir gerade den Berg hoch wandern, erwischen uns diese kalten Winde einmal weniger oder auch wieder mit voller Wucht.

Es ist auch schwierig, einen windgeschützten Platz für die Mittgspause zu finden. Immerhin finden wir einen Platz an der Sonne, so sind die Windböen etwas erträglicher.

Bald erreichen wir den höchsten Punkt auf 8500 Fuss und blicken auf die verschneiten Berge. Die Aussicht aus dieser Höhe ist genial, denn wir sehen unglaublich weit.

Beim kurzen Abstieg zum Blue Ridge Camp gibt es wieder ein paar kleinere Schneefelder zu überqueren. Wir hoffen, dass dies für die nächsten Wochen die letzten sind.

Als wir gegen 17 Uhr das Camp erreichen, scheint zum Glück noch die Sonne. Wir stellen sofort das Zelt auf, Kochen uns eine grosse Portion Macs & Cheese und verkriechen uns im Zelt. Wir sind ziemlich durchfrohren, sodass wir sie wohlige Wärme im Schlafsack suchen. Das wird wohl eine eiskalte Nacht werden.

PCT Tag 27 – Von Meile 367.1 bis Meile 386.1 zum Islip Saddle

Nach einer eiskalten Nacht, folgt ein eiskalter Morgen. Als unser Wecker um 5 Uhr klingelt, fällt es uns echt schwer aufzustehen. Wir gönnen uns noch ein paar Minuten und geniessen die wohlige Wärme im Schlafsack. Doch dann geben wir uns einen Ruck und starten in dem Tag.

An solchen Morgen ist der heisse Kaffee und das Porridge unverzichtbar. Der Wind bläst noch immer stark und ist eisig kalt. So trödeln wir nicht lange rum, sondern Packen schnell unsere Rucksäcke und laufen los.

Der Aufstieg auf den Mt. Baden-Powell hat es in sich. Es geht im Zickzack auf über 9000 Fuss. Zudem liegt noch viel Schnee an den Hängen, sodass der Trail oft zugeschneit ist. Die Navigation ist so alles andere als einfach, denn es gibt immer wieder Spuren, die in die falsche Richtung gehen.

Bis zum Mittag schaffen wir es auf den Gipfel. Natürlich folgt nach einem Aufstieg auch wieder ein Abstieg. Die Wegführung ist teils etwas unglücklich denn es hat hohe Schneeverwehungen, doch wir finden einen geeigneten Weg.

Ein weiterer anstrengender Aufstieg folgt, dieser führt uns auf den Mount Burnham auf 8997 Fuss. Doch wie eigentlich immer, lohnt sich die Anstrengung für die Aussicht.

Als wir für die Schlafplatzsuche absteigen, kommen wir durch abgebrannten Wald. Furchtbar, was ein Waldbrand anrichtet. Trostlos sieht es aus mit den verkohlten Bäumen, die teils noch stehen oder kreuz und quer rumliegen.

Unser Zelt schlagen wir bei einem Parkplatz neben einem Picknicktisch auf. Da die Strasse gesperrt ist, ist kein Verkehr zu erwarten. 

PCT Tag 28 – Von Meile 386.1 bis Meile 411.8 irgendwo im Wald

Das war die wärmste Nacht, die wir seit ein paar Tagen erlebt haben. Einerseits waren wir nicht mehr so hoch, andererseits war unser Platz auch schön windgeschützt.

So fällt uns das Aufstehen wieder viel leichter. Obwohl uns dann doch noch ein ganz schön kühler Wind begrüsst. Doch uns wird rasch  warm, da wir gleich als erstes über den Mount Williamson wandern. 1200 Fuss rauf und dann gleich wieder 1200 Fuss runter.

Beim Aufstieg werden wir dafür mit einem wunderschönen Sonnenaufgang und leuchtenden Farben belohnt. Das ist doch ein genialer Start in den Tag.

Leider wandern wir heute einen grossen Teil des Tages durch Gebiet, welches im 2021 vom verheerenden Buschfeuer Bobcat betroffen war. Die Zerstörung ist ungaublich. Das Feuer hat fast alles niedergewalzt, was früher einmal wundervoller Wald gewesen sein muss. Es ist herzzerreissend und schmerzt uns richtig, die verkohlten Überreste der einst wundervollen Bäume zu sehen.

Dann gibt es auch noch einen Abschnitt des PCT, der wegen dem Bestand einer gefährdeten Froschart gespeŕrt ist. Wir müssen für ein paar Kilometer dem Highway 2 entlanglaufen. Nicht gerade ein tolles Erlebnis. Zum Glück sind erst wenige Fahrzeuge auf dem kurvenreichen Highway unterwegs, denn die Strasse war gestern Nacht noch geschlossen und wurde erst heute wieder eröffnet.

Heute schaffen wir auch die 400 Meilen Marke. Somit erreichen wir einen weiteren Meilenstein. Jetzt sind es nur noch 2250 Meilen bis Kanada.

Wir kommen gut voran, da keine grossen Auf- und Abstiege mehr folgen. Für die Mittgspause finden wir einen Picknickplatz mit Tischen und Toiletten (und es hat sogar WC Papier). Ein Paradies für uns Hiker. Wir lernen zwei Thru-Hiker aus L.A. kennen und tauschen Geschichten aus. Auch Walkabout, ein Deutscher Thru-Hiker, den wir ganz am Anfang kennen gelernt haben, treffen wir wieder. So cool, bekannte Gesichter wiederzusehen.

Energie ist getankt für einige Meilen mehr. Zum Abschluss des Tages haben wir nochmals einen längeren Aufstieg vor uns. Doch dieser fällt uns leicht, denn wir haben wieder traumhafte Aussichten auf die umliegenden Berge.

PCT Tag 29 – Von Meile 411.8 bis Meile 436.1 zur North Fork Ranger Station

Was für eine wundervolle Aussicht, die wir heute Morgen zum Sonnenaufgang an unserem Campspot geniessen dürfen. So macht das frühe aufstehen und loslaufen so richtig Spass.

Mit den ersten Sonnenstrahlen, welche die Berglandschaft in eine goldene Märchenlandschaft verwandelt, laufen wir durch den Wald. Immer wieder haben wir auch super Ausblicke in die verschiedenen Täler und über die Hügelketten.

Die ersten Stunden geht es mehrheitlich runter und wir kommen supergut voran. Die erste längere Pause legen wir um 9 Uhr bei der Mill Creek Fire Station ein. Hier gibt es einen Wasserhahn, wo wir unsere Flaschen auffüllen können. Auch ein schöner Rastplatz mit Sitzmöglichkeiten und einer Toilette ist vorhanden. Um 10:30 haben wir bereits 10 Meilen zurückgelegt.

Die nächsten Meilen geht es nochmals über 1500 Fuss hoch und unser Tempo wird so etwas reduziert. Bei der Mittagspause haben wir trotzdem 14 Meilen zurückgelegt. Ein sehr gutes Gefühl, denn heute wollen wir gut 24 Meilen zurücklegen.

Am Nachmittag merken wir, dass wir nun bereits wieder seit acht Tagen ohne Pause unterwegs sind. Die letzten Tage waren doch auch wieder sehr anstrengend mit viel hoch und runter und auch Schnee und Kälte haben an unseren Kräften gezehrt. Morgen werden wir aber den Campingplatz bei Acton erreichen, wo wir eine Pause einlegen werden.

Nachdem wir nochmals über einen Hügelzug gewandert sind, geht es dann praktisch nur noch runter bis wir die Ranger Station auf knapp 4200 Fuss erreichen. Hier stellen die Ranger zum Glück für PCT Hiker ein Wasserdepot bereit, denn es gibt auf einem längeren Abschnitt keine natürliche Wasserquelle.

Bei der Ranger Station gibt es auch einen Picknick Platz mit Sitzmöglichkeiten und einer Toilette. Hier dürfen PCT Hiker ihre Zelte aufstellen, was auch wir für heute Nacht machen.

PCT Tag 30 – Von Meile 436.1 bis Meile 444.3 zum LA RV Resort bei Acton

Wir erleben eine der windigsten Nächte bis jetzt auf dem Trail. Als wir ins Zelt kriechen, bläst uns ein zügiger Wind um die Ohren. Mitten in der Nacht jedoch bläst es Orkanmässig. Unser Zelt flattert und wir wachen mehrmals auf. Am liebsten würden wir dss Zelt abbrechen und loslaufen. Doch es ist erst 00:50 Uhr. Zum Glück schlafen wir irgendwann wieder ein.

Um 5:00 Uhr stehen wir dann wie gewohnt auf. Ein heisser Kaffee und ein Riesen Cookie bevor wir loslaufen. Das Zelt abbauen ist eis ein echter Challange aber wir schaffen es ohne Materialschaden.

Kaum sind wir ums erste Eck des Trails, ist es praktisch windstill. Die Stimmung bei Sonnenaufgang ist dank Nebelschwaden besonders spannend. So haben wir beim Abstieg immer eine geniale Aussicht.

Gegen 10 Uhr erreichen wir das LA RV Resort, ein grosser Caravanpark, wo wir übernachten werden. Als erstes gehen wir Duschen, denn das haben wir dringend nötig. Auch Wäsche waschen ist wiedermal angesagt.

Mit Bear Scare, einem anderen Hiker, fahren wir mit Uber nach Acton. Ein kleines Städtchen wie aus einem Westernfilm.

Bevor wir uns um den Einkauf kümmern, gehen wir Mittagessen. Denn mit leerem Bauch ist es nicht ideal einkaufen zu gehen. Marcel gönnt sich einen Burrito und Reni versucht das Chicken Cashew Nut mit Fried Rice. Beides schmeckt vorzüglich.

Anschliessend sind wir ready für den Einkauf. Im lokalen Supermarkt decken wir uns mit Lebensmitteln für fünf Tage ein. Da kommt eine ganze Menge zusammen. Auf den Schreck über das Gewicht, dass wir die nächsten Tage auf dem Rücken tragen müssen, gehen wir im 49er Saloon ein Bier trinken.

Mit Uber fahren wir zurück zum Campingplatz, wo wir unser Essen aufteilen und in unserr Rucksäcke packen. Ab morgen heisst es wieder schleppen, denn nun sind unsere Packs wieder total schwer. Das Gute ist, sie werden wieder jeden Tag leichter.

Auf dem Campingplatz treffen wir auch wieder bekannte gesichter. Walkabout, Ingrid und auch Paloma sind da. So schön, wenn man sich nach mehreren Tagen wieder sieht.

Abends bestellen wir uns dann einen Burger, trinken einen Cabernet Sauvignon dazu und freuen uns auf die weitere spannende Monate auf dem PCT. Den ersten Monat haben wir nun geschafft und sind noch immer total happy, hier zu sein.

PCT Tag 31 – Von Meile 444.3 bis Meile 458.5 ausserhalb Agua Dulce

Heute haben wir keinen Wecker gestellt, denn wir wollen erst um den Mittag rum los. So schlafen wir heute etwas länger auf dem Campingplatz. Nach dem Frühstück gönnen wir uns auch nochmals eine Dusche. Man weiss ja nie, wann die nächste Gelegenheit kommt.

Wir quatschen auch noch ein bisschen mit anderen Hikern, bevor wir uns gegen 11 Uhr auf den Weg machen. Uhhhh. Unsere Rucksäcke sind ganz schön schwer und natürlich geht es zuerst gleich wieder auf den nächsten Hügel rauf.

Dann müssen wir den vielbefahrenen Anthelope Canyon Freeway Nr. 14 überwinden. Zum Glück gibt es einen Tunnel. Eigentlich ist es nur eine Betonröhre für einen Bach, aber da der nur ganz wenig Wasser führt ist das kein Problem.

Hinter dem Highway befinden sich spektakuläre Felsformationen. Die Vasques Rocks sind eine Ansammlung von richtig eindrücklichen Felsen und Canyons, die spannende Fotomotive bieten. Der PCT führt mitten durch die Vasques Rocks Natural Area.

Es ist recht viel los im Park, denn es ist Ostersonntag und viele Familien nutzen diesen Tag für gemeinsame Aktivitäten.

Einige der interessanten Felsen reichen fast bis in den Ort Agua Dulce, welche an den Naturpark angrenzt. Im weitläufigen Ort mit grossen Grundstücken und schönen Villen gibt es ein paar Restaurants und einen Shop. Leider ist aber wegen Ostern alles zu und es wird nichts mit der Pizza.

Bis auf den Liquor Store. Da kauft uns Reni ein Eis und einen kühlen Drink während ich unsere Wasserreserven auffülle. Wir finden eine Bank vor der Pizzeria, wo wir unser Eis essen und da stoppt wieder einmal ein vorbeifahrendes Auto.

Carly steigt aus und fragt uns, ob wir Lust auf ein Bier hätten. Sie packt ihre Kühltasche aus, setzt sich zu uns und versorgt uns mit Bier und Riegel. Wir quatschen eine ganze Weile und am Ende sind wir sechs Hiker, die von Trailangel Carly verwöhnt werden. Einfach grossartig, diese Hilfsbereitschaft.

Dann wird es aber Zeit und wir verabschieden uns. Die zwei Meilen durch den Ort ziehen sich in die Länge. Dann erreichen wir aber wieder die Natur und nach einem kurzen Anstieg finden wir einen geeigneten Schlafplatz in einem ausgetrockneten Bachbett.

Wir haben zwar heute nur 14 Meilen geschafft, aber wir haben auch nicht mit mehr gerechnet. Morgen stehen wir dann wieder früher auf und werden bestimmt weiter kommen.

Fun Fact zum Pacific Crest Trail

Wandern des Pacific Crest Trails heisst auch verzichten zu können und sich einzuschränken. Wir haben nicht jeden Tag eine heisse Dusche und Körperhygiene ist nicht immer einfach. Wandern wir einen ganzen Tag durch abgebrannte Wälder, sind am Abend unsere Füsse noch schmutziger als sonst.

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Pacific Crest Trail Section D in Kalifornien

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Susanne

    Liebe Reni, lieber Marcel
    Ihr seid ja wirklich sehr mutig…. Aber wer im australischen Outback überlebt hat (haha), schafft auch diese Herausforderung. Ich bin mit viel Gwunder und Freude bei euch dabei und geniesse eure Berichte im bequemen Lehnstuhl zu Hause. Mittlerweile haben wir beide die 75 überschritten und gehen es in Bezug auf Abenteuer etwas behäbiger an. Allerdings ist mein Fernweh noch immer omnipräsent und deshalb sind eure Blogs und Videos genau das Richtige!
    Zum letzten Abschnitt habe ich noch eine kleine Korrektur anzubringen, sie ist zwar nicht sooo wichtig, aber für mich als alte Pfaditante doch erwähnenswert: Lord Baden-Powell war nicht der Gründer der amerikanischen, sondern der internationalen Pfadfinderbewegung (1907). Der Gründer des amerikanischen Ablegers war William D. Boyce (1910).
    Ich wünsche euch weiterhin viel Durchhaltewille und ein erlebnisreiches Weiterwandern auf dem PCT.
    Liebe Grüsse aus der Schweiz
    Susanne

    1. Marcel

      Liebe Susanne,

      Vielen Dank für deinen Kommentar und such den Input zu Lord Baden-Powell. Auf dem Gipfel haben wir die Infotafel zur Geschichte gelesen, aber irgendwie war das nicht so klar geschrieben oder wir haben es einfach nicht richtig verstanden. Vielen Dank für die Info.

      Liebe Grüsse in die Schweiz.

  2. Werner

    Es ist sagenhaft, was ihr beide – weltweit- so unternehmt. Ich frage mich bloß, weshalb tut ihr Euch das an? Ist es wirklich nur Abenteuerlust? Ich habe auch schon einiges von der Welt gesehen, aber nicht so extrem. Trotzdem: Alles Gute für Euch, und kommt gut an, irgendwann.

    1. Reni

      Es ist vieles mehr als nur Abenteuerlust. Die Welt entdecken, fremde Kulturen kennenlernen und jeden Tage etwas neues lernen, sind für uns nur ein paar der Dinge, die uns motivieren so zu leben.

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