Der Westen der Puna in Argentinien ist abgelegen, abenteuerlich und wunderschön

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  • Beitrag zuletzt geändert am:5. März 2024
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Der Westen der Puna Hochebene in Argentinien bietet unglaublich spektakuläre Landschaften weitab vom Massentourismus. Zugänglich sind einige dieser Attraktionen nur mit einem Allradfahrzeug über abgelegene und teilweise schlechte Offroad-Pisten. Eine Prise Abenteuerlust gehört schon dazu sich an die abgelegenen Orte vorzuwagen, denn je nach Saison können die Pistenbedingungen anspruchsvoll sein.

Besitzt man kein geeignetes Fahrzeug oder will ihm die Strapazen nicht zumuten, können viele der Orte mit einer Tour in einem Geländewagen besuchen werden. Wir haben einige der schönsten Plätze im Westen der Puna mit unseren Freunden Dunja und Rainer – die Beiden haben auch einen Land Cruiser – besucht. Mit zwei Fahrzeugen können wir das Risiko auf den abgelegenen Tracks reduzieren und konnten uns auch bei der einen oder anderen kritischen Situation oder Bergung aus dem Schlamassel helfen.

Bereits auf unserem letzten Trip 2019 hat uns die Puna in Argentinien total gut gefallen und uns fasziniert. Wir haben damals einige wundervolle Orte entdeckt und sind durch traumhaft schöne Landschaften gefahren. Wir haben uns damals auf den östlichen Teil konzentriert und einige Orte im Westen der Puna nicht besucht. Klar also, dass wir nochmals hinmüssen, um auch die tollen Orte im Westen der Puna noch anzuschauen. Auf dem Weg von Uruguay Richtung Bolivien lässt sich ein Besuch des Westens der Puna sehr gut kombinieren.

Als Puna wird in Südamerika die Vegetationszone zwischen 4000 bis 4800 Meter bezeichnet. Sie erstreckt sich über grosse Teile im Nordwesten von Argentinien, Nordosten von Chile, im Westen von Bolivien und auch Zentral-Peru. Der Name Puna wird aber auch für ein Gebiet im Nordwesten von Argentinien bezeichnet. Diese Hochwüste liegt etwas tiefer zwischen 3500 bis 4200 Meter und umfasst die Provinzen Jujuy, Salta und Catamarca. Die Puna ist baumlos und geprägt von Hochlandsteppen. Das Gebiet ist nur dünn besiedelt und die Pisten teilweise sehr abgelegen und einsam.

Von Uruguay quer durch die Pampa von Argentinien zu den Anden

Von Uruguay, wo wir nach der Weitwanderung auf dem Pacific Crest Trail unseren Offroad Camper wieder abholen, fahren wir durch Argentinien Richtung Anden. Die Pampa haben wir nun fast hinter uns. Je näher wir den Anden kommen, desto spannender wird die Umgebung. Kurz vor Chilecito, in der Provinz La Rioja, kommen wir an den roten Felswänden „Los Colorados“ vorbei.

Zur Mittagszeit fahren wir schliesslich in Chilecito ein. Der Ort hat eine spannende Vergangenheit und ist durch die Mina La Mejicana stark gewachsen. Die Goldmine am Cerro Famatina liegt auf 4600 Meter Höhe und das Erz wurde über die damals längste Seilbahn ins Tal nach Chilecito befördert. Die Seilbahn wurde durch die deutsche Adolf Bleichert & Co. aus Leipzig gebaut und im Jahre 1905 fertiggestellt. Die Seilbahn war 35 km lang und hat dabei eine Höhe von 3510 m bewältigt.

Wir waren vor drei Jahren schon hier, wo sich Marcel das Museum angeschaut hat und wir das Offroad Abenteuer zur Mina Mejicana auf 4600 Meter unter die Räder genommen haben. In unserem Beitrag zur Mina Mejicana kannst du dir einen Eindruck über dieses Abenteuer verschaffen. Nun wollen wir mit Dunja und Rainer erneut hoch hinaus und uns die Ruinen anschauen.

Mina Mejicana bei Chilecito

Während wir zur Seilbahnstation Nr. 2 der Mina La Mejicana fahren, gehen Dunja und Rainer ins Museum. So treffen wir uns später direkt bei der Station 2 der Mine. Dort wollen wir eigentlich campen, doch der Parkplatz eignet sich nicht wirklich dafür. In unserer App iOverlander sehen wir, dass es in der Nähe freie Stellplätze gibt. So fahren wir dem Rio Durazno entlang, wo wir auf der anderen Flussseite einen coolen Platz zum Stehen finden.

Rio Durazno bei Chilecito

Kaum haben wir unsere Fahrzeuge positioniert, werden wir von einem Esel und mehreren Hunden begrüsst. Einer ist besonders dominant und es stellt sich schnell heraus, dass er unser Wachhund sein wird. Inzwischen sind wir auf 1000 m ü. M. Und die Sonne wärmt uns schön. So nutzen wir die Gelegenheit und fangen an zu kochen. Kartoffelgratin aus dem Omnia und ein Rindsfilet ist unser Festessen. Wir schaffen es sogar zu essen, bevor die Sonne hinter dem Berg verschwindet. Dann wird es schnell kühl, sodass wir unsere Mützen und Daunenjacken anziehen.

Rein in den Camper wollen wir jedoch nicht, denn der Sternenhimmel ist herrlich. Auch Wind hat es kaum, sodass wir länger als erwartet draussen sitzen können.

Akklimatisation für die Fahrt zur verlassenen Mina La Mejicana beim Ocre Canyon

Morgens begrüssen uns gleich wieder der Esel und der Wachhund. Zuverlässige Kumpels.

Um 8 Uhr hat sich Reni mit Dunja zum Yoga verabredet. Als Reni rausgeht, ist Dunja noch mit dem Esel am Diskutieren. Der sture Kerl will einfach nicht begreifen, dass die Yogamatte nicht für Tiere gedacht ist. Schliesslich schaffen wir es gemeinsam, dass sich der Esel verkrümelt. Also dann, Yoga. Fast ohne Störung – aber nur fast – schaffen wir 30 Minuten mit Mady, die uns die Asanas über das Smartphone vorführt. Die halbe Stunde Yoga tut unglaublich gut, auch wenn wir nun eiskalte Füsse und Hände haben.

Nach dem Frühstück an der Sonne fahren wir zurück nach Chilecito. Als erstes gehen wir einkaufen und zur Belohnung gibt es in der YPF Tankstelle einen leckeren Café con Leche mit Media Lunas (süssen Croissants). Gestärkt und voller Vorfreude düsen wir weiter nach Famatina. Unser nächstes Ziel ist die Seilbahnstation der Mina Mejicana auf 4400 m ü. M. Um uns etwas zu akklimatisieren, übernachten wir beim Ocre Canyon der sich auf rund 2700 m ü. M. befindet. Ein toller Stellplatz mit genialer Aussicht auf die Schlucht und und den Rio Amarillo. Die Farbe des Flusses ist knallgelb und wirkt unwirklich.

Fahrt zum Ocre Canyon bei Chilecito

In dieser Höhe ist es eiskalt, sodass wir uns im Auto verkriechen. Mit draussen Essen wir heute nichts. Doch das ändert sich die nächsten Tage dann wieder, sobald wir wieder im Tal unten sind.

Wegen einem Schneesturm müssen wir die Fahrt zur Mina Mejicana leider abbrechen

Schon gestern Abend wussten wir, dass wir in einer Winterlandschaft aufwachen werden. Denn als wir nach dem gemeinsamen Abendessen aus Dunja und Rainer’s Camper in unseren Taku rübergingen, standen wir im Schnee.

Erstaunlicherweise haben wir nachts nicht gefroren. Unsere dicken Decken und der Jogginganzug haben sich bei den kalten Temperaturen bewährt. Als wir aus dem Fenster schauen wollen, sehen wir einfach mal gar nichts. Die Scheiben sind voller Schnee. Wir machen die Tür auf und sind baff. Die Landschaft hat sich über Nacht in ein Wintermärchen verwandelt. Es ist zwar klirrend kalt, doch die Stimmung lässt uns die Kälte für einen Moment vergessen.

Fahrzeuge im Schnee beim Ocre Canyon

Aufwachen im Schnee

Ocre Canyon im Schnee

Schnee in der Puna in Argentinien

Mit Frühstücken draussen ist nichts. Wir verkriechen uns mit dem Kaffee ins Innere und warten noch ein Weilchen bis der Schnee auf der Strasse schmilzt. Gegen 10 Uhr wagen wir es weiterzufahren. Die Mina La Mejicana ist eigentlich unser Ziel. Doch ob wir dahinkommen, ist unklar. Noch sind wir auf 2700 m ü. M. und um zur Station 9 der Mine zu kommen, liegen weitere 1700 Höhenmeter vor uns. Die ersten paar Kilometer ist der Track teilweise schneefrei, doch das ändert sich rasant. Je höher wir kommen, desto mehr Schnee. Eigentlich logisch.

Inzwischen scheint die Sonne und so schmilzt einen Teil des Schnees weg, sodass der Track auch öfters eher einem Fluss gleicht als einer Strasse. Vor einem sehr steilen Streckenabschnitt wird es Reni dann zu unheimlich, sodass wir die Übung abbrechen und zurück ins Tal fahren. Auf dem Rückweg stoppen wir nochmals beim Ocre Canyon Lookout, wo inzwischen der meiste Schnee geschmolzen ist.

Gegen Mittag sind wir zurück in Famatina, wo wir weiter Richtung Norden fahren. Rund 90 km sind es nun bis Tinogasta, wo wir uns beim Los Olivos Camping mit Dunja und Rainer verabredet haben. Der Campingplatz ist gerade erst aufgegangen und wir sind die einzigen Camper. Als wir auf den Platz fahren, begrüsst uns das Lama des Hauses. Los Olivos wird von Monique aus Holland und Carlos aus Argentinien betrieben. Die Beiden sind super sympathisch und wir fühlen uns sehr wohl. So wohl, dass wir vermutlich länger als geplant bleiben.

Eine Woche Camping Los Olivos und vorbereiten auf das Abenteuer Puna

Wir haben es ja geahnt. Und so kam es, wie es kommen musste. Wir sind viel länger als erwartet im Camping Los Olivos geblieben. Aus „wir bleiben mal zwei bis drei Nächte“, wurde eine ganze Woche. Und diese Woche hat sowas von gutgetan.

Wir haben mit Dunja und Rainer gekocht, gelacht und das süsse Reiseleben genossen. Doch faul waren wir keineswegs. Alle hatten wir was zu werkeln. Die Männer am Fahrzeug, die Frauen beim Wäsche waschen, kochen, einkaufen und Yoga praktizieren. So verging die Woche im Nu. Auf dem Campingplatz haben wir Zeit und Platz uns auf die Abenteuer im Westen der Puna Hochebene in Argentinien vorzubereiten. Kleine arbeiten müssen an unseren Fahrzeugen ausgeführt werden und eine ausführliche Inspektion hilft Pannen in abgelegenen Gegenden vorzubeugen.

Akklimatisation für die Puna Hochebene und Wanderung durch den Canon del Indio

Los geht’s. Nach einer gemütlichen Woche in Tinogasta schaffen wir tatsächlich den Absprung aus der Zivilisation. Auf der Ruta 60 fahren wir bis Fiambala, wo wir uns kurz das Zentrum anschauen. Wir waren vor drei Jahren bereits hier, doch es hat sich einiges getan seit dem letzten Besuch. Ein neuer Supermarkt und andere neue Bauten stechen uns ins Auge. In der Metzgerei kauft Reni noch ein Rindsfilet und dann düsen wir weiter Richtung Norden.

Unser erstes Ziel ist der Balcon de Pissis. Da sich dieser Aussichtspunkt jedoch auf über 4500 m ü. M. befindet, nehmen wir es gemütlich. Denn wir wollen uns noch etwas akklimatisieren. Entlang der Ruta 50 gibt es noch eine Sehenswürdigkeit. Den Cañon del Indio. Die Wanderung durch den Canyon dauert rund eine Stunde. Die Felsformationen sind eindrücklich, doch viel lustiger sind die Begegnungen mit den Einheimischen. Mehrere Argentinier fragen uns, wo sich denn diese Indios befinden. Anscheinend gibt es Felsen, wo sich zwei Indios anschauen. Wir wissen es auch nicht. Doch wir achten uns nun darauf und entdecken auf dem Rückweg zwei grosse Felsen, die wie zwei Gesichter aussehen. Das müssen diese Indios sein.

Canyon del Indio bei Fiambala in Argentinien

Bald sind wir zurück bei unseren Fahrzeugen und nehmen noch ein paar Kilometer unter die Räder. Die Landschaft wird karger und für unseren Geschmack spannender. Beim Abzweiger zum Balcon de Pissis fahren wir das Refugio Pastos Largos (3300 m) an. Wir finden eine verlassene Lehmhütte mit einem kleinen Toilettenhaus daneben vor. Obwohl viel Müll rumliegt, finden wir den perfekten Schlafplatz. Denn weiter in die Höhe fahren macht keinen Sinn. Der starke Wind zwingt uns, dass wir uns im Camper verkriechen und früh schlafen gehen.

Offroad Abenteuer nach Balcon de Pissis mit Zwischenfall

Was für ein abenteuerlicher Tag das war. Von Anfang an. Um 6 Uhr hat unser Wecker geklingelt, denn wir haben einen interessanten Tag vor uns. Wir wollen hoch hinaus, und zwar zum Balcon de Pissis auf über 4700 m ü. M. Der Hauptgrund, wieso wir so früh aufstehen, ist der Wind. In der Höhe wird es nachmittags jeweils super windig. Doch die frühen Morgenstunden sind im Moment praktisch windstill. Beim Kaffee trinken ist es noch stockdunkel, doch als wir um 7 Uhr losfahren, wird ein Teil der Bergkuppen bereits von der aufgehenden Sonne beleuchtet. Die Stimmung ist gewaltig.

Fahrt nach Balcon de Pissis in der West Puna

Früh morgens sind die Flüsse noch vereist und wir sind froh, im Auto zu sitzen. Je höher wir kommen, desto spannender wird die Landschaft. Rollende Hügel in verschiedenen Farben und Reste von Schneefeldern, die durch Wind und Sonne schöne Skulpturen haben entstehen lassen. Wir erreichen 4500 Meter und Taku kommt ganz schön ins Schnaufen. Marcel fährt im 2. Gang und bei engen Kurven muss er sogar in den 1. Gang schalten. Ja, die Luft ist auf dieser Höhe schon merklich dünner.

Bis zum Balcon de Pissis sind es 50 km. In der Hälfte erreichen wir die Laguna Aparejos. Der Mix aus kargen Bergen, restlichen Schneefeldern und der Lagune rauben uns den Atem. Und das nicht wegen der Höhe. Nach weiteren 20 km sind wir am Ziel, beim Aussichtspunkt von wo aus wir eine grandiose Aussicht auf die Laguna Azul haben. Die breite Schotterstrasse führt weiter bis zum Volcan de Pissis. Das wären nochmals ca. 40 km. So weit wollen wir nicht, aber bis zur Laguna Verde runter wäre schon cool. Wir fahren weiter, doch nur wenige Meter später stehen wir vor einer schneebedeckten Strasse. Der Schnee ist zu tief, sodass wir einen alternativen Weg suchen und finden.

Laguna Azul beim Balcon de Pissis

Laguna Azul West Puna

Aussicht Balcon de Pissis in der West Punna

Marcel wagt es den steilen Hang runterzufahren. Der Untergrund ist kiesig und mit grossen Steinbrocken durchsetzt. Langsam fahren wir hinunter, doch das Geröll ist recht rutschig. Soweit alles gut, doch beim nächsten Hügel stehen wir bereits wieder vor einem grossen Schneefeld. Zu viert entscheiden wir die Übung abzubrechen. Das hat keinen Wert, denn wer weiss, was uns hinter der nächsten Kurve erwartet.

Der rutschige Hang stellt sich dann als Knacknuss heraus. Marcel versucht hinaufzufahren, doch auch mit Allrad und tiefer Untersetzung schaffen wir es nicht bis ganz nach oben. Langsam fahren wir rückwärts, doch bei diesem losen Untergrund kommen wir ins Rutschen. Reni steigt aus und entfernt zusammen mit Dunja grosse Steine, sodass Marcel ins Flache fahren kann. In der Senke angekommen sucht Marcel sich einen anderen Weg. Doch auch beim zweiten Versuch klappt es nicht. OK, dann müssen wir wohl einen weiten Bogen fahren, wo es auf die breite, schneebedeckte Strasse zurückgeht. Das funktioniert schliesslich, doch kurz vor dem Ziel – oder der schneefreien Strasse – bleibt unser Taku im tiefen Schnee stecken.

Taku sitzt im tiefen Schnee auf und die Räder drehen durch. So gibt es nur eine Lösung. Schaufeln. 30 Minuten später sind die Räder und die Achse freigeschaufelt, doch noch immer kein Gripp. Mit den Maxtrax klappt es schlussendlich und Taku ist wieder befreit. Jetzt muss nur noch Rainer durch den Schnee kommen. Gas geben und über den Schnee fliegen, ist die Devise. Es klappt und wir Jubeln alle. Überglücklich, dass wir wieder frei sind und fahren können, machen wir uns auf den Rückweg.

Dunja und Rainer fahren zurück nach Tinogasta ins Los Olivos und wir übernachten nochmals beim Refugio Pastos Largos. Nach dem abenteuerlichen Vormittag geniessen wir als allererstes ein Nickerchen, dann bearbeiten wir Fotos, laden Videos runter und kochen Gnocchi mit Chicken-Rahm-Ginger Sauce. Lecker!

Morgen treffen wir uns mit Dunja und Rainer wieder in Fiambala. Auf zu neuen Abenteuern.

Unglaublich kalte Nächte im Westen der Puna Hochebene in Argentinien

„Uahhh… unser Wasser ist eingefroren“, ruft Reni, als sie Wasser für den Kaffee vom Hahn rauslassen möchte. Alles nicht so tragisch, denn wir haben zwei 5-Liter Wasserkanister in unserem Camper. So gibt es auch heute einen heissen Kaffee zum Frühstück.

Wir haben auf über 3000 m ü. M. übernachtet und es wurde in den frühen Morgenstunden eisig kalt mit Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt. So kalt, dass sogar das Wasser am Ufer des Flusses morgens gefroren war. Zum Glück ist es praktisch windstill, als wir aufstehen und die Sonne wärmt schön. Als wir um 9:30 Uhr losfahren, ist es im Auto schon angenehm warm. Die Fahrt zurück nach Fiambala ist genial. Obwohl wir dieselbe Strecke gestern schon gefahren sind, ist sie genauso oder fast noch spektakulärer. Wir geniessen die Fahrt durch die bergige Landschaft mit den intensiven Farben.

Landschaft in der West Puna von Argentinien

Kurz vor Mittag erreichen wir Fiambala, wo wir gleich als erstes einkaufen gehen. Die Läden schliessen in Argentinien oft um 13/14 Uhr für die Siesta und öffnen erst um 17/18 Uhr wieder. Danach gehen wir unsere Tanks auffüllen, denn wir brauchen Diesel für die nächsten paar hundert, abgelegenen Kilometer. An der Tankstelle gibt es auch ein Café, da gönnen wir uns doch gleich einen Milchkaffe mit zwei Media Lunas. Dunja und Rainer schreiben uns per WhatsApp, dass sie auch schon im Dorf sind. So treffen wir uns gleich bei der Tankstelle.

Als erstes beratschlagen wir uns, denn es gibt in ein paar Tagen wieder einen Kälteeinbruch mit möglichem Schneefall. Da wir uns in eine abgelegene Gegend aufmachen, die sich auf rund 4000 m ü. M. befindet, müssen wir uns gut überlegen, wo wir wann sind. Denn wir wollen ja nicht mitten in der Puna eingeschneit werden. Wir entscheiden uns weiterzufahren, denn die nächsten drei Tage ist das Wetter noch gut. Von Fiambala fahren wir auf der Ruta 34 nach Las Papas, einem winzigen Weiler mitten im Nirgendwo. Die Fahrt nach Las Papas ist genial. Wir folgen dem Fluss Chuquisaca, den wir sage und schreibe 80-mal (Reni hat gezählt) überqueren. Die Fahrt durch die Schlucht ist spektakulär und ein Heidenspass.

Als wir Las Papas erreichen, fragen wir uns, wie die Leute hier leben. Völlig abgeschieden und ohne Komfort. Unvorstellbar für uns. Nach einem kurzen Gespräch mit einem Dorfbewohner fahren wir noch 2.6 km weiter. Der einspurige, enge Track geht steil aufwärts und in kürzester Zeit erklimmen wir 500 Höhenmeter. Wir finden den perfekten Platz die Nacht zu verbringen und sind froh, dass es auf über 3000 m ü. M. relativ windstill ist.

Die atemberaubenden Felsformationen bei Campo de Piedra Pomez

Mit dieser Aussicht aus dem Camper steigen ist doch die Wucht. Und genau das lieben wir am Reisen mit dem eigenen Fahrzeug so sehr. Unser Ziel ist Campo Piedra Pomez, eine Landschaft, von der wir schon so oft Fotos gesehen haben. Doch bevor wir diese eindrückliche Landschaft sehen dürfen, haben wir noch etliche Kilometer auf anspruchsvollen Pisten vor uns.

Auf der Strecke gibt es heisse Quellen fernab der Zivilisation. Schon unglaublich, dass warmes Wasser einfach so aus der Erde sprudelt. Wir können nicht widerstehen und gönnen uns ein warmes Bad in der gewaltigen Umgebung. Die Luft ist kalt und es weht ein frischer Wind. Neben der Quelle liegt Eis. Doch im warmen Wasser merken wir davon nichts. Nur die nassen Haare fühlen sich eiskalt an. Na dann, einfach nochmals untertauchen.

Heisse Quellen in der West Puna

Aufgewärmt und frisch gebadet machen wir uns auf den Weg zu den Piedra Pomez. Die 4×4 Strecke ist spannend, abenteuerlich und wird je länger je abenteuerlicher. Die steile, steinige Auffahrt schaffen wir gut, doch als es immer sandiger wird und plötzlich Motorradfahrer mitten auf dem einspurigen Track stehen, wird es kritisch. Wir müssen im tiefen Sand anhalten. Während wir warten, bis die Motorradfahrer ihre Bikes den Hügel hochgeschoben haben, bläst der Wind Unmengen an Sand unter unser Fahrzeug. Unsere Räder sind tief eingesandet. Ob wir einfach so losfahren können? Nö, denn es geht aufwärts und wir kommen nicht vom Fleck. Den Sand wegbuddeln hilft nicht, denn der Wind weht immer wieder neuen Sand unter unser Fahrzeug. Schlussendlich geht es nur mit Sandblechen und Dank der Seilwinde von Dunja und Rainer. Zum Glück sind wir zu viert unterwegs.

Sand Landschaft der West Puna

Mond Landschaft in der West Puna

Sanpiste durch die West Puna

Mit weiterem reduzieren des Reifendrucks schaffen wir es durch den tiefen Sand und erreichen den höchsten Punkt. Phuuu…. als wir dann die Piedra Pomez erreichen, sind wir überglücklich. Schon lange träumen wir davon diese faszinierende Landschaft mit eigenen Augen zu sehen. Und jetzt stehen wir da. Wow!

Campo Piedra Pomez Landschaft

Piedra Pomez Gruppenfoto

Piedra Pomez Felsformation

Campo Piedra Pomez in Argentinien

Der Wind bläst uns zwar unbarmherzig um die Ohren, trotzdem ist es ein gewaltiges Gefühl hier zu sein. Die skurrilen Felsformationen sind der Wahnsinn. Der weiche Bimsstein wurde über Jahrtausende von starken Winden und Sandkörnern geformt.

Die Lagunen Cavi, Grande und Diamante im Westen der Puna von Argentinien

Einmal mehr staunen wir über die Naturgewalten. Als wir zu Bett gingen, hat der Wind unbarmherzig geblasen. Feine Sandkörner wurden durch den peitschenden Wind durch die Luft geblasen und haben uns gezwungen die Sonnenbrille auch nach dem Sonnenuntergang zu tragen. Es war unerträglich. Doch mitten in der Nacht war es plötzlich windstill. Als ob jemand den Schalter umgedreht hätte.

Umso mehr geniessen wir die Morgenstimmung und den praktisch windstillen Vormittag. Kalt ist es zwar, doch in unserem Camper fühlt es sich angenehm an. Nach dem Frühstück wollen wir losfahren, doch wir werden von Guardaparques aufgehalten. Wir sind in einem geschützten Gebiet, wo wir Eintritt bezahlen müssen. Wir plaudern kurz, bezahlen die Gebühren und fahren weiter nach El Peñon, wo wir mit Dunja und Rainer verabredet sind. Als erstes gehen wir einen Kaffee trinken, wo wir auch gleich unsere Pläne besprechen.

Fahrt durch die West Puna

Als nächstes fahren wir zur Laguna Diamante. Auf dem Weg kommen wir an der Laguna Cavi vorbei, wo wir Flamingos aus der Ferne sehen. Einige Kilometer weiter erreichen wir die Laguna Grande und dort hat es noch mehr Flamingos. Genial! Wir nehmen uns Zeit und beobachten die faszinierenden Tiere. Marcel geht raus, um zu fotografieren. Reni bleibt im Auto sitzen, denn draussen windet es stark. Und die Tiere bewundern geht auch vom Auto aus.

Laguna Grande in der West Puna

Laguna Cavi in der West Puna

Zufahrt zur Laguna Diamante

Einsamer Fuchs in der Puna

Gegen 15 Uhr erreichen wir schliesslich die Laguna Diamante, wo es uns fast wegbläst. Wir fahren weiter in der Hoffnung, einen Weg um die Lagune zu finden. Doch da ist nichts. So drehen wir um und fahren zurück nach El Peñon. Dort machen wir Fahrerwechsel und die letzten 60 km bis Antofagasta fährt Reni. Die Ruta 43 zwischen El Peñon und Antofagasta de la Sierra ist inzwischen geteert und führt an Vulkanen vorbei und mitten durch Lavafelder. Eindrücklich, diese karge Landschaft.

Atemberaubende Landschaft der Puna

Antofagasta de la Sierra ist ein kleiner Wüstenort und wir finden bei der Hosteria Municipal einen Platz zum Übernachten. Obwohl es nur ein Parkplatz ist, passt es für uns perfekt. Da der Wind noch immer stark bläst, laden wir Dunja und Rainer zu uns ein. Wir verbringen einen supergemütlichen Abend zu viert im Taku. Ja, das geht. Obwohl der Platz begrenzt ist, können wir zu viert drinnen Essen.

Der Salar de Antofalla und die Ojo de Campo

Mitten in der Nacht stoppt der Wind wieder, sodass wir ruhig schlafen können. Doch gegen 6 Uhr morgens wachen wir wegen der Kälte auf. Es ist im Moment noch eiskalt nachts, so kalt, dass unsere Scheiben gefroren sind. Eine heisse Tasse Kaffee und ein Porridge wärmen uns auf und versorgen uns mit Energie für den Tag.

Da wir noch mehr vom westlichen Teil der Puna sehen möchten, trennen wir uns für ein paar Tage von Dunja und Rainer. Wir treffen uns in einer Woche in Chile wieder. Bevor wir uns in die einsame Gegend aufmachen, gehen wir noch Tanken und ein paar Dinge einkaufen. Das Einkaufen in kleinen Ortschaften ist immer spannend, denn man weiss nie so recht, wo es was gibt. Doch wir sind erfolgreich und finden Gemüse und sogar ein gutes Stück Fleisch.

Unser Ziel ist Antofagalla, ein winziger Weiler. Die Fahrt auf der unbefestigten Ruta 44 ist einmalig, denn sie führt durch karge Vulkanlandschaft. Wir sind fasziniert von den Farben. Ein Stück führt auch am Salar de Antofalla entlang und wir durchqueren an einer Stelle den Salzsee. Kurz vor Antofagalla sehen wir uns die Ojo de Campo an. Das sind kreisrunde Wasserlöcher.

Vulkan Landschaft in der West Puna

Farbenpracht der West Puna

Salar de Antofalla in der Puna

Ojo de Campo beim Salar de Antofalla

Bei Antofagalla machen wir eine kurze Rundfahrt durch den winzigen Ort mit einfachen Häusern aus Lehmziegeln und fahren noch ein Stück den Berg hoch. Nach wenigen Kilometern finden wir einen Platz zum Schlafen. Der Wind bläst uns zwar wieder mit voller Wucht entgegen, doch dafür ist die Aussicht gewaltig. Und wenn es so ist wie die letzten Tage, lässt der Wind bestimmt nachts wieder nach.

Schlafplatz in der Puna

Die Mina la Causalidad und Mina Julia liegen in atemberaubender Landschaft

Nach einer weiteren eisig kalten Nacht freuen wir uns riesig auf den morgendlichen Kaffee. Zum Glück hat der Wind in der Nacht nachgelassen, doch mit draussen Frühstücken ist nichts. Denn es ist morgens um 8 Uhr gerade mal 0 Grad. Brrrrrr…

Da wir eine grössere Tour vorhaben und die windarmen Morgenstunden nutzen wollen, fahren wir zeitig los. Unser Ziel ist Mina Julia auf über 5200 m ü. M. Die ersten Kilometer fahren wir auf guten Kiesstrassen und auch als die Strasse verzweigt, finden wir eine breite Schotterstrasse vor. Die verdanken wie einer Minenfirma. Als wir die Mine jedoch passiert haben, wechselt die Strasse schlagartig. Zack, und wir finden uns auf einem einspurigen Track wieder. Die Fahrt bis zur Mina la Casualidad ist unglaublich abwechslungsreich. Wir kommen aus dem Staunen kaum hinaus, denn die Farben auf der Hochebene der Puna sind unbeschreiblich.

Offroad durch die Puna

Abgelegene West Puna

Rainbow Mountains in der Puna

Offroad Abenteuer durch die West Puna

Der Untergrund des Tracks wechselt konstant. Von Wellblech bis Lavageröll, über weichen, tiefen Sand bis zu Salzpfannen ist alles dabei. Als wir gegen Mittag Mina la Casualidad erreichen, sind wir überglücklich. Denn die Abkürzung von Antofalla hierher hat uns doch etwas gefordert. Da es bis zur Mina Julia nur noch 24 km sind, fahren wir gleich weiter. Die Kiesstrasse zur Mine hoch ist breit und gut ausgebaut. So kommen wir gut voran und mit jedem Kilometer weiter in die Höhe. 4700, 4800, 4900, 5000 m ü. M. ruft Reni regelmässig vom Beifahrersitz aus. Wahnsinn! So hoch sind wir schon. Auch Taku meistert die Höhe gut.

Mina La Causalidad in der West Puna

Rund 5 km vor dem Ziel stehen wir dann vor einem Schneefeld. Oh nein, so blöd. Doch wir sehen, dass es eine Umfahrung gibt. Also weiter geht’s. Keine paar hundert Meter und wir stehen bereits vor der nächsten Herausforderung. Eine Schneewand rechts und ein grosser Steinbrocken links. Nur ganz knapp passen wir mit Taku durch, doch es gelingt Marcel weiterzufahren. Ein drittes Mal ist Schnee ein Hindernis. Diesmal gibt es eine Fahrspur neben der Strasse, doch da haben schon andere gespult. Wir füllen die tiefen Fahrspuren mit Steinen und so schaffen wir es ein weiteres Mal durchzukommen.

Strasse zur Mina Julia mit Schnee

Fahrt zur Mina Juli

Die letzten 2 km sind dann problemlos. Als wir die Mina Julia auf 5244 m ü. M. erreichen, jubeln wir vor Freude. Wow! So hoch waren wir noch nie. Und schon gar nicht mit unserem treuen Reisegefährten Taku. Stolz blicken wir auf die Umgebung und merken im gleichen Augenblick, dass uns der Atem wegbleibt. Und das nicht nur wegen der Höhe.

Mina Julia in Argentinien

Aussicht von der Mina Julia

Während Reni ein Sandwich zubereitet, geht Marcel auf Fototour. Eine geniale Umgebung mit super Fotomotiven. In der Mina Julia wurde Schwefel abgebaut, welches sich auf dem Berggipfel befindet. Der Kontrast der Farben ist gewaltig. Das Gelb und Weiss des Berggipfels stehen im Kontrast mit dem tiefblauen Himmel und der roten Landschaft im Tal. Auch gewaltig ist der Wind, der bläst Marcel beim Erkunden der Mine fast zu Boden und lässt ihm Tränen in die Augen schiessen. So vergeht die Zeit wie im Flug und bald schon machen wir uns auf den Weg zurück zur Mina la Casualidad, wo wir einen kurzen Abstecher zur gut erhaltenen Kirche machen. Als die Mine noch aktiv betrieben wurde, haben rund 2000 Menschen an diesem Ort gelebt. Heute ist es eine Geisterstadt.

Mina Julia Lost Place

Mina Julia Ruinen

Mina Julia Schwefelabbau

Auf der Ruta Provincial 27 fahren wir weiter Richtung Westen. Als nächstes wollen wir zum Cono de Arita, einem kegelförmigen Berg, der in einem grossen Salzsee steht. Auch hier nehmen wir die Abkürzung querfeldein. Die Strecke über den schmalen Track führt durch faszinierende Landschaft und wir sehen immer wieder Vicuñas umherlaufen. Die Vicuñas sind jedoch die einzigen Begegnungen auf dieser Strecke. Es fühlt sich gerade an, als ob wir die einzigen Menschen auf der Erde sind.

Vicunas

Weite Landschaft der Puna

Kurz vor 18 Uhr finden wir schliesslich einen Platz, wo wir übernachten können. Und das erst noch mit Aussicht auf den Salzsee und den Cono de Arita. Der böige, superstarke Wind jagt uns sofort ins Innere des Campers. Das Kochen ist eine Herausforderung, doch so schmeckt es dann umso besser. Vor allem bei dem Bärenhunger, den wir haben.

Salar de Arita mit dem Cono de Arita

Cono de Arita Sonnenuntergang

Der Cono de Arita ist ein perfekter geformter Kegel, der aus dem Salzsee Arizaro ragt

„Die Sonne ist da“, flüstert mir Marcel zur Begrüssung des Tages ins Ohr. Wie herrlich. Doch als wir aus dem Fenster schauen wollen, sehen wir nur eine beschlagene Scheibe. Alle Scheiben sind gefroren, denn es war eine bitterkalte Nacht. So kalt, dass wieder einmal der Wassertank eingefroren ist. Beim Blick auf das Thermometer schlucken wir zweimal. Im Auto drinnen ist es -2 °C. Und draussen? Marcel legt das Thermometer raus und da ist es sogar -10 °C. Kein Wunder friert alles ein.

Cono de Arita Morgenstimmung

Na dann, Frühstück muss her. Der Kaffee und das warme Porridge wärmen uns auf und geben Kraft für den Tag. Doch so schnell kommen wir nicht weg. Denn als wir Taku starten wollen, geht nichts. Der Diesel mag die eisige Kälte gar nicht. So warten wir ein Weilchen und versuchen es erneut. Auch die nächsten Versuche sind erfolglos. Der Wagen will einfach nicht anspringen. Marcel macht die Motorhaube auf, sodass die Sonne die Dieselfilter und den Motor wärmen kann. Geduldig warten wir eine weitere Viertelstunde, doch wieder springt er nicht an. Irgendwie müssen wir den Diesel im Tank wärmen. Das heisst, entweder noch länger warten, bis die Sonne an Kraft gewinnt oder wir stellen den Kocher unter den Tank. Auch wenn es sich komisch anfühlt, den brennenden Benzinkocher unter den Dieseltank zu stellen, ist das unsere einzige Möglichkeit den Diesel zu wärmen.

Und yeah, das ist die Lösung. Als Marcel 15 Minuten später wieder versucht den Motor zu starten, springt er beim dritten Versuch an. Grossartig. Endlich können wir den Tag richtig starten. Wir fahren als erstes zum Cono de Arita, der im Salar de Arizaro steht. Die kegelförmige Sandsteinformation ist speziell und wirft Fragen auf. Wie bloss entsteht ein so perfekt geformter Steinhaufen? Nach dem obligaten Fotostop geht es weiter auf der Ruta Provincial 27, die quer über den Salzsee führt. Bald schon erreichen wir den Minenort Tolar Grande, wo wir mit unseren Mobilen Daten ins Internet können. Als erstes checken wir das Wetter. Es bleibt sonnig, bitterkalt und windig. Dann schauen wir noch, wie die Situation bei den Pässen ausschaut. Wir wollen diese Tage über die Grenze nach Chile. Doch der nächstgelegene Paso de Sico ist für Touristen noch immer gesperrt. Zum Glück ist der Paso de Jama etwas weiter nördlich offen. So können wir unsere weitere Route planen.

Reni auf dem Salar de Pocitas

Minenort Tolar Grande

Die Ojos de Mar bei Tolar Grande

Auf der RP 27 geht es nun am Salzsee entlang, wo wir bei den Ojos de Mar stoppen. Die glasklaren, türkisfarbenen Wasserlöcher in der Salzkruste sind faszinierend. Mit Aussicht auf den Salzsee essen wir unser Mittagssandwich und düsen gestärkt weiter bis Salar de Pocitos, einer weiteren Minenstadt. Zwischen Tolar Grande und Salar de Pocitos ist die Ruta 27 absolut spektakulär. Das Highlight ist die Aussicht auf die „Desierto del Diablo“, übersetzt Wüste des Teufels. Die Umgebung ist surreal und wir fahren mitten durch eine grandiose Hügellandschaft.

Ojos de Mar bei Tolar Grande

Desierto del Diablo in der West Puna

Desierto del Diablo in Argentinien

Beim Salar de Pocitos verzweigt dann die Strasse und wir haben zwei Möglichkeiten, um nach San Antonio de los Cobres zu kommen. Wir entscheiden uns weiter auf der RP 27 bis Olacapato Grande und dort weiter auf der RN 51 bis San Antonio zu fahren. Die Strasse ist vielbefahren von den Minenfahrzeugen und -Lastwagen. Wenn uns ein Lastwagen kreuzt, sehen wir für wenige Sekunden nur Staub. Zum Glück windet es stark, sodass wir schnell wieder klare Sicht haben.

40 km vor San Antonio de los Cobres stoppen wir bei einem verlassenen Haus entlang der RN 51. Wir stellen Taku in den Windschatten des Steinhauses und bleiben hier für die Nacht. Wir befinden uns auf 4320 m ü. M. und die Temperaturen sollen nachts auf -6 °C fallen. Wir hoffen, wenn wir im Windschatten stehen, dass Taku morgen dann auf Anhieb anspringt.

Schlafplatz mit Windschutz
Gleich neben dem verlassenen Steinhaus findet Marcel noch eine heisse Quelle. Das kleine Wasserbecken in einem halb zerfallenen Steinhaus ist aber nur knietief. So verzichten wir auf ein Bad in der heissen Quelle, denn es ist bereits wieder sehr kalt und windig.

Wir sehen den Tren a las Nubes über das Eisenbahnviadukt La Polvorillo fahren

Unsere Taktik im Windschatten hinter einem verlassenen Haus zu campen war erfolgreich. Denn so waren wir vor dem starken Wind und den tiefen Temperaturen geschützt. Auch diese Nacht ist das Thermometer nämlich weit unter den Gefrierpunkt gesunken. Doch als wir nach 9 Uhr den Motor starten versuchen, klappt es doch tatsächlich beim zweiten Mal. Windgeschützt stehen hat seine Vorteile.

Bis nach San Antonio de los Cobres sind es noch knapp 40 km, doch wir kommen nicht so schnell voran wie erwartet. Denn die Strasse wird von Minenarbeitern rege benutzt, sodass wir immer wieder grosse Lastwagen passieren müssen. Wir halten jeweils frühzeitig an, sodass es die Lastwagenfahrer einfacher haben. Diese sind auch unglaublich dankbar, denn sie winken uns jedes Mal freundlich zu.

Kurz vorm Mittag erreichen wir dann San Antonio de los Cobres, wo wir noch ein gutes Stück Fleisch kaufen und unseren Weinvorrat aufstocken. Und dann fahren wir weiter Richtung Chile. Wir waren vor drei Jahren schon mal hier, doch dieses Mal gefällt uns das Dorf viel besser. Vielleicht weil es belebter ist oder weil wir zum richtigen Zeitpunkt hier sind. Keine Ahnung.

Nach einer ausgedehnten Mittagspause mit einem Hotdog von einem kleinen Stand an der Strasse fahren wir weiter zur Ruta 40. Dort begegnen wir einem alten Mann auf der abgelegenen Strasse. Er ist Ziegenhirte und fragt uns, ob wir etwas zu Essen übrighaben. Wir geben ihm ein Stück Brot, Käse und Guezli. Er bedankt sich und wir fragen uns, wie hart das Leben als Ziegenhirt in dieser harschen Umgebung bei dem Wind und der Kälte sein muss.

Wenige Kilometer später erreichen wir das Bahnviadukt Polvorillo, wo gerade der Tren a las Nubes heranzufahren kommt. Unser Timing könnte nicht besser sein. Als wir den Zug fotografieren, der hoch über uns über das Viadukt fährt, spricht uns ein Argentinier an. Er fragt uns, ob wir zusammen das Stück auf der 40er bis Susques fahren wollen. Er wäre sehr froh, denn zu zweit fühlt er sich sicherer, weil man sich bei Problemen helfen kann. Klar, sehr gerne. Denn wir haben dasselbe Ziel.
Julio und Silvia fahren vor und gemeinsam fahren wir die aussichtsreiche Strecke entlang der Ruta 40. Wir kommen am Vulkan Tuzgle mit 5486 m ü. M. vorbei, legen einen kurzen Zwischenstopp bei einer Therme ein und erhalten einen kurzen Einblick in eine Prozession in Huancar. Als wir schliesslich Pastos Chicos erreichen, trennen sich unsere Wege bereits wieder.

Der Tren a las Nubes auf dem Polvorillo Viadukt

Prozession in Huancar

Wir verabschieden uns von Silvia und Julio. Julio hinterlässt uns seine Nummer und falls wir irgendwann in ihrer Gegend seien, sollen wir uns melden. Es sei ein Platz für uns bereit und ein gemeinsames Asado wäre toll. Wer weiss, vielleicht sehen wir uns ja wieder. Diese Begegnung ist ein wundervoller Abschied von Argentinien. Wir lieben die Argentinier für ihre Herzlichkeit und freuen uns schon auf das nächste Mal.

Unser Ziel ist der Jama Pass, wo wir dann Argentinien Tschüss sagen und nach Chile rüberfahren.

Über den Paso de Jama von der Puna in Argentinien nach Chile

Nach einer ruhigen Nacht hinter verlassenen Lehmhäusern stehen wir morgens um 8 Uhr auf. Die Nacht war wieder eisig kalt. So kalt, dass alle unsere Fenster mit einer dünnen Eisschicht überzogen sind. Sogar unser Vorhang ist am Fenster angefroren. Warm anziehen ist angesagt. Doch zum Glück wärmt die Sonne schnell und lässt das Eis schmelzen.

Unser Ziel ist der Jama Pass, wo wir von Argentinien ausreisen und nach Chile rüber wollen. Noch ist kaum Verkehr, sodass wir bereits um 11 Uhr die YPF Tankstelle beim Jama Pass erreichen. Mit den letzten argentinischen Pesos gönnen wir uns noch einen Cafè con Leche und wir füllen noch unsere Dieseltanks auf. Bis zur Grenze sind es noch 2 km, sodass wir den Grenzposten um die Mittagszeit erreichen. Da ein Reisebus vor uns abgefertigt wird, müssen wir rund eine Stunde warten. An vier Schaltern müssen wir vorbei. Der Angestellte der Nummer 2 ist bereits da, doch die Nummer 1 fehlt. Geduldig warten wir und als dann alle Schalter besetzt sind, läuft es wir am Schnürchen. Die Ausreise aus Argentinien folgt zuerst. Dann dasselbe für unser Fahrzeug. Am Schalter 3 die Einreise nach Chile und am 4. Schalter die temporäre Importbewilligung fürs Fahrzeug. Dann folgt noch die Zollkontrolle, denn nach Chile dürfen weder Honig noch Käse, kein frisches Fleisch, keine Früchte oder Gemüse eingeführt werden. Unser Zettel füllt sich mit Stempeln und nach einer weiteren halben Stunde können wir schlussendlich nach Chile einreisen.

Der Jama Pass liegt auf 4200 m ü. M. Bis nach San Pedro de Atacama sind es noch 160 km, auf denen wir über 1000 Höhenmeter vernichten. Dabei fahren wir auch am Paso Hito Cajon vorbei und sehen das Gebäude des chilenischen Zolls. In ein paar Tagen werden wir hierher zurückkommen, denn die Lagunenroute in Bolivien steht als nächstes auf dem Programm.

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Der Westen der Puna in Argentinien

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Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Meyer Armin

    Hallo Zusammen,
    Wir sind Claudia+Armin und reisen mit unserem Duro durch Südamerika. Sind z.Z. in Ushuaia. Auch eure Reiseberichte lesen wir, die sehr gut geschrieben sind. Wenn ich mich recht erinnere, seid ihr mal über den Paso Roballos gefahren. Habt ihr einen Link, wo man Online sich anmelden kann für die Ein- oder Ausreise von Chile? Wir bedanken schon im Voraus für eure Bemühungen und gute, unfallfreie Fahrt.

    1. Reni

      Hallo nach Ushuaia,
      Vielen Dank für eure Nachricht und freut uns zu hören, dass euch unsere Berichte gefallen.
      Wir sind vor der Pandemie über den Paso Roballos von Chile nach Argentinien gereist. Damals mussten wir kein Online-Formular ausfüllen. Das TIP auf argentinischer Seite wurde sogar nur von Hand ausgefüllt. Interessanterweise haben wir heute auf Instagram genau die gleiche Frage erhalten. Es scheint fast so, als ob sich inzwischen beim Ablauf etwas geändert hat.
      Weiterhin viel Spass in Südamerika und gute Reise,
      Reni

  2. Grieser Franz

    Hallo, toll beschrieben. Ich plane, die selbe Strecke mit dem Motorrad zu fahren. zu welcher Jahreszeit wart ihr denn unterwegs?
    Bekommt man Benzin?

    1. Reni

      Hallo Franz
      Wir sind Ende September/Anfang Oktober durch die Puna gereist. Das heisst, im Frühling in der südlichen Hemisphäre. Wir fanden es eine super Zeit, denn der Himmel war meistens stahlblau.
      Versorgungsorte gibt es wenige, da die Gegend sehr dünn besiedelt ist. Da wir ein Dieselfahrzeug haben, wissen wir nicht, ob es Benzin gibt. Doch wenn es eine Tankstelle hat, gibt es meistens beides. Wir haben einen Doppeldieseltank und können so fast 1’500 km fahren. Wenn du nur einen Tank hast, ist die Planung etwas aufwändiger und extra Benzin-Kanister mitführen allenfalls notwendig.
      Viel Spass bei der Vorbereitung und wir wünschen dir jetzt schon eine gute Reise. Wann geht’s denn los?
      Beste Grüsse, Reni

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